Vom Clemens zum Demens zum Paulus?

Ein Brief an Clemens Tönnies, Fleischfabrikant und Aufsichtsratsvorsitzender von Schalke 04, der mehr Kraftwerke für Afrika gefordert hat, damit die Afrikaner aufhören, „Bäume zu fällen und (…) nachts, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren“

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Lieber Herr Tönnies!

Ich frage mich, was sie jetzt, nach dem öffentlichen Aufschrei über Ihre Äußerungen, wohl gerade tun. Ob Sie womöglich vor lauter Frust Ihre Fleischvorräte aufessen? Oder denken Sie darüber nach, den Bayern Leroy Sané wegzuschnappen, um sich mit den Schalker Fans auszusöhnen?

Lieber Herr Tönnies, ich wollte Ihnen nur sagen: Falls der Anblick der Fleischerhaken in Ihren Schlachthöfen Sie auf düstere Gedanken bringen sollte – ich stehe zu Ihnen!

Ich finde es bewunderungswürdig und erfrischend, wie bodenständig Sie sich der zentralen Probleme Afrikas annehmen. Und was das Schöne daran ist: Als Multimillionär verfügen sie auch über die Mittel, diese Probleme anzugehen.

Wie Sie wohl vorgehen werden? Wollen Sie zunächst einfach mal mit dem Fallschirm über der Wildnis abspringen und fürs Erste den Dschungel beleuchten? Damit die Afrikaner, wenn Sie schon mit Holz heizen müssen, wenigstens Brennholz finden und keine Bäume fällen müssen? Oder wollen Sie erst einmal Straßen bauen, um mit den Materialien für den Kraftwerkbau nicht von lästigen Lianen ausgebremst zu werden?

Sehr verehrter Herr Tönnies! So mancher Visionär ist anfangs für seine wegweisenden Ideen belächelt worden. Deshalb bitte ich Sie: Lassen Sie sich von all diesen phantasielosen Neidern nicht entmutigen. Ich möchte mich Ihnen zwar keineswegs aufdrängen. Sollten Sie aber meine Hilfe benötigen, werde ich Ihnen gerne den Kontakt zu ein paar afrikakundigen Menschen und Organisationen vermitteln, die sicher gerne mit Ihnen und Ihrem prall gefüllten Konto zusammenarbeiten werden.

Sehr mutig fand ich es auch, dass Sie sich so offen zu Ihren sexuellen Vorlieben bekannt haben. Heute ist es zwar leichter als früher, über derartige Dinge zu sprechen. Aber in aller Öffentlichkeit, beim Tag des Handwerks, vor einem nicht gerade zu Extravaganz neigenden Publikum? Dazu gehört schon Mut!

Oder gehe ich fehl in der Annahme, dass Sie von sich auf andere geschlossen haben, als Sie vom Munkeln im Dunkeln gesprochen haben? Ich persönlich bin zwar der Meinung, dass Afrika auch für Fans des Outdoor-Sexes einiges zu bieten hat. Und ich stelle mir das Munkeln in der stickigen Dunkelheit der kleinen Hütten und engen Wohnungen auch nicht sonderlich stimulierend vor.

Aber das tut hier ja nichts zur Sache. Entscheidend ist nur, dass Sie in einem einzigen Satz gleich zwei wundervolle Verheißungen gemacht haben. Sie wollen Afrika nicht nur elektrifizieren, sondern auch elektrisieren, indem Sie Tausenden von Afrikanerinnen zu sexuellen Erlebnissen verhelfen, die von keinem Gedanken an berstende Bäuche und brüllende Bälger getrübt sind.

Und auch hier ist das Schöne: Ihre Millionen geben Ihnen die Mittel, diese Verheißung wahrzumachen. Ganze Lastwagenkolonnen können Sie mit Kondomen und anderen Verhüterlis füllen und damit – nachdem Sie die nötigen Straßen gebaut haben – den Afrikanerinnen die sexuelle Befreiung bringen.

Licht! Rauchfreies Kochen! Sex ohne Reue! Was für herrliche Botschaften! Die Menschen in Afrika werden Sie auf Händen durch den Busch tragen.

Ich weiß, lieber Herr Tönnies, ein paar Dortmunder Bedenkenträger werden nicht aufhören, verschärfte Einzelhaft für Sie zu fordern, am besten in einem mittelalterlichen Kellerverlies, wo es mindestens so dunkel ist wie in dem afrikanischen Hinterland, das Sie zu beleuchten versprochen haben. Aber Sie und ich, wir durchschauen dieses billige Manöver natürlich. Wir wissen, dass hier nur jemand den Verein schädigen möchte, dem Sie zu einem ebensolchen Aufschwung verholfen haben, wie Sie ihn nun auch dem fremden, dunklen Kontinent bringen werden.

Deshalb, hoch verehrter Herr Tönnies: Lassen Sie sich von solchen Querschüssen nicht beirren. Gehen Sie einfach weiter Ihren Weg, der die Welt zu einem besseren Ort machen wird!

Sie brauchen sich auch nicht davor zu fürchten, dass Ihnen dereinst vielleicht doch die Mittel ausgehen werden. Sollte es einmal so weit kommen, so werde ich persönlich dafür sorgen, dass Ihre alte Schalker Gemeinde Sie wie einen verlorenen Sohn, einen Karlheinz Böhm des Fußballs, in dem von Ihnen mitgestalteten Fußballtempel empfangen wird. Und wenn dann Tränen der Rührung über Ihre Wangen laufen, wird das so ansteckend sein, dass alle Mitglieder der großen Fangemeinde jede Träne vergolden und Ihnen so eine Fortführung Ihrer visionären Projekte ermöglichen werden.

Dies wünscht Ihnen von ganzem Herzen

Ihr heimlicher Verehrer

Rother Baron

 

Bild: Stocksnap: Fitness (Pixabay)

 

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