Geheimwaffe Mundschutz?

Gut, dass der Mundschutz kein Maulkorb ist!

woman-3037154_1920 (3)RizalDeathrasher
Mundschutz- Trendsetterin

Eine pauschale Mundschutzpflicht könnte das Gegenteil des Bezweckten bewirken. Außerdem wären mit ihr auch einige unerwünschte Nebenwirkungen verbunden.

Bei meinem gestrigen Spaziergang im Park einer deutschen Großstadt schimmerte es mir überall weiß entgegen.
Für die Zarbesaiteten unter euch könnte ich nun sagen: Das war der Frühling, der sein weißes Band über die Wiesen wehen und überall die sternförmigen Blüten des Bärlauchs unter den Sträuchern herausleuchten lässt.
Für jene unter euch, die Filme wie „Die Nacht der lebenden Leichen“ schätzen, lautet die Fortsetzung dagegen: Am Wegesrand wehte dem unerschrockenen Wanderer der giftige Atem benutzter Schutzmasken entgegen.
Ihr ahnt es schon: Euer RB ist mal wieder in Nörgelstimmung. Vielleicht darf ich mich hier aber auch einfach mal als besorgter Bürger äußern. Als solcher erlaube ich mir, der aufbrandenden Schutzmasken-Euphorie zum Trotz, zu fragen: Was bringt eine Mundschutzpflicht, wenn die Schutzmasken nach Gebrauch als Virenschleudern in die Landschaft geschmissen werden? Selbst wenn sie über den Hausmüll entsorgt werden, wird daraus eine Horror-Story: Im Mülleimer lauert der Tod …
Kurz: Benutzte Schutzmasken sind Sondermüll und müssen auch als solcher entsorgt werden. Geschieht dies nicht, wird die Ansteckungsgefahr einfach von einem Ort an einen anderen verlagert.
Angesichts solcher ungelöster Probleme lohnt es sich vielleicht auch, sich die sonstigen Bedenken gegenüber einer allgemeinen Mundschutzpflicht noch einmal in Erinnerung zu rufen. Zu nennen sind hier vor allem:

  1. Das feucht-warme Mikroklima der Schutzmasken bietet einen idealen Nährboden für die Vermehrung des Virus. Gleichzeitig führt die Wärmeempfindung unter der Maske dazu, dass man unwillkürlich an dieser herumzupft, um sich Luft zu verschaffen. Die Folge: Wenn Viren vorhanden sind, wird ihnen so erst recht das Tor zum Körper geöffnet, indem sie im Gesicht verteilt werden.
  2. Das jetzige Argument für die Einführung einer generellen Mundschutzpflicht in Nahverkehr und Geschäften lautet: Die Lockerung des Lockdowns führt zu vermehrtem Betrieb in den Städten, deshalb können die Abstandsregelungen nicht mehr überall eingehalten werden. So weit, so richtig. Allerdings könnte man sich dann die Geschäftsöffnungen auch gleich ganz sparen. Denn die Zahl derjenigen, die Lust auf ein Einkaufs-Feeling wie auf der Intensivstation haben, dürfte recht begrenzt sein.
  3. Es gibt gar nicht genug professionelle Schutzmasken für alle. Eine Maske Marke Eigenbau ist aber weit weniger wirksam. Sie bietet zwar den Vorteil, dass sie mehrfach verwendet werden kann. Wenn man sie jedoch nicht regelmäßig gründlich wäscht, besteht die Gefahr, dass sich ihre Schutzfunktion in ihr Gegenteil verkehrt.
  4. Der Mundschutz vermittelt ein trügerisches Gefühl der Sicherheit. Dies könnte dazu führen, dass die für den Kampf gegen das Virus ungleich wichtigeren Abstandsregelungen weniger streng befolgt werden.
  5. Durch die Mundschutzpflicht wird aus dem Vermummungsverbot ein Vermummungsge Dadurch verändert sich auch der Sinn der Vermummung. Diese dient dann nicht mehr dem Schutz der Individualrechte gegenüber dem Kontrollbedürfnis des Staates, sondern hat eher die umgekehrte Funktion, indem sie die Individuen in einer amorphen Masse aufgehen lässt. Eine längerfristige Mundschutzpflicht untergräbt damit tendenziell die demokratischen Freiheitsrechte.

Fazit: Eine Mundschutzpflicht ist dort sinnvoll, wo die Abstandsregelungen nicht oder nur schwer einzuhalten sind. Dies bedeutet zugleich: Es ist nicht sinnvoll, die Mundschutzpflicht einfach pauschal anzuordnen oder sie in einzelnen Bundesländern einzuführen.
Bayern ist nicht überall gleich dicht besiedelt. Was bringt es, wenn ein Fahrgast von der Polizei abgeführt wird, weil er bei seiner einsamen Busfahrt über die niederbayrischen Dörfer keinen Mundschutz aufgesetzt hat? Oder wenn die Oma in Hinterpöcking einen Strafbescheid bekommt, weil sie ohne Schutzmaske ihre ebenso einsamen Runden durch den Tante-Emma-Supermarkt gedreht hat?
Eine sinnvolle Schutzmaskenregelung lautet: Schutzmaske aufsetzen zu Stoßzeiten im Nahverkehr oder bei vollen Supermärkten. Oder: ab x Personen in geschlossenen Räumen. Dann allerdings wären die Schulen die ersten Einrichtungen, an denen es eine Schutzmaskenpflicht geben müsste. Dort aber soll das mundschutzlose Menschenexperiment zur Erreichung der Herdenimmunität durchgeführt werden.
So ist es bei dem Mundschutz-Hype wie bei allen bisherigen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Jeder Provinzpopanz zieht mit seinen eigenen Armeen gegen das Virus zu Felde, eine durchdachte oder gar einheitliche Strategie gibt es nicht.
Ich dürfte nicht der Einzige sein, der auf dieses Déjà-vu sehr gerne verzichtet hätte.

 

Bild: Rizal D.:Frau mit Gesichtsschleier (Pixabay)

10 Kommentare

      1. Guten Tag Dieter und danke für deine Rückmeldung. Wenn ich das richtig sehe, dann sind die Kommentare zu diesem Beitrag überhaupt nicht zu sehen. Das kann an deinen Einstellungen liegen. Aber natürlich auch an der Technik. Die genau wie wir an Vieren und vieles andere erkranken kann.

        Da ich Jahrelang mit Schutzkleidung und mit Mundschutz gearbeitet habe, weiß ich das Schutzkleidung ein bisschen befremdend wirkt. Man kann sich ein bisschen hinter dieser Maske verstecken und wenn dann sogar noch eine Mütze und Sonnenbrille aufsetzt wird, ist der Unterschied zu anderen Kopfbedeckungen nicht mehr all zu groß.
        Aber klar wenn es Gesetzt ist, werde ich dies beachten, damit wir wieder zur Normalität zurückkehren können.

        Einen sonnigen Gruß Maria

        Gefällt 2 Personen

      2. Kommentar von Meereskindblog, der irgendwie nicht angezeigt wird:
        Guten Tag Dieter und danke für deine Rückmeldung. Wenn ich das richtig sehe, dann sind die Kommentare zu diesem Beitrag überhaupt nicht zu sehen. Das kann an deinen Einstellungen liegen. Aber natürlich auch an der Technik. Die genau wie wir an Vieren und vieles andere erkranken kann.

        Da ich Jahrelang mit Schutzkleidung und mit Mundschutz gearbeitet habe, weiß ich das Schutzkleidung ein bisschen befremdend wirkt. Man kann sich ein bisschen hinter dieser Maske verstecken und wenn dann sogar noch eine Mütze und Sonnenbrille aufsetzt wird, ist der Unterschied zu anderen Kopfbedeckungen nicht mehr all zu groß.
        Aber klar wenn es Gesetzt ist, werde ich dies beachten, damit wir wieder zur Normalität zurückkehren können.

        Einen sonnigen Gruß Maria

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  1. Danke für diesen Beitrag. Ich bin bei dieser Thematik hin- und hergerissen. Es wird ja auch im Zusammenhang mit weiteren Lockerungen über die Isolierung von Risikogruppen gesprochen. Wenn diesen Gruppen das generelle Tragen von Mundschutz in stark frequentierten Räumen wie Geschäften oder gut besuchten Parks hilft, dann ist eine Einschränkung von Freiheitsrechten aller anderen zu rechtfertigen. Aber das, was verwirrt, ist, dass die Einführung von Verpflichtungen weder transparent noch begründet oder auch nur logisch erscheint. Die Akzeptanz steigt ja mit der Einsicht und die ruft man nicht hervor, wenn es so unklare und löcherige Argumentationen gibt. Dein Punkt mit der Entsorgung ist auch nicht so leicht zu lösen. Und: Gehört habe ich in der öffentlichen Diskussion dazu noch gar nichts.

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  2. Ich glaube, dass die These, dass der Mundschutz kein Maulkorb ist, zumindest überprüft werden sollte.
    Fest steht jedenfalls:
    Zuerst hat der Karneval das Coronavirus verbreitet,
    jetzt verbreitet des Coronavirus den Karneval.

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  3. Ich komme selbst aus dem medizinischen Bereich und finde diese Anordnungen hochproblematisch. Einen selbst schützt der Mund-Nase-Schutz gar nicht (was aber viele so empfinden) und selbst als Schutz für andere sind einfache Textil“lappen“ fragwürdig. Jetzt, wenn es warm wird, fummeln sich die Leute im Gesicht herum, ziehen die Masken hoch und runter und fassen mit ihren an den Masken (an denen die Viren und Bakterien konzentriert kleben) infizierten Fingern an die Lebensmittel. Abstand war gestern. Mit der Maske bin ich geschützt und kann anderen wieder auf die Pelle rücken – auch das eine Beobachtung. Überall auf den Wegen liegen gebrauchte Einwegmasken herum …. Maskenpflicht, wo es nötig ist und ansonsten. Abstand und Hygiene!

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