Ein Dealmaker, der nichts vom Dealmachen versteht

Wie Egoshooter Trump die Welt an den Abgrund führt

Donald Trump feiert sich selbst gerne als größten Dealmaker, den die Welt je gesehen hat. Sein Kniefall gegenüber dem Schlächter im Kreml beweist jedoch: Er versteht noch nicht einmal etwas vom Dealmachen.

Dealmaker und Pokerspieler

Was zeichnet einen guten Dealmaker aus? Ich würde sagen: am ehesten das, was auch einen guten Pokerspieler ausmacht.

Wer für sich selbst bei einem Deal möglichst viel herausholen möchte, wird vor den Gesprächen eines auf keinen Fall tun: seine Karten aufdecken. Er wird den Verhandlungspartner immer im Unklaren darüber lassen, welche Trümpfe er in den Hand hält und mit welchen Karten er gegebenenfalls auf die Trümpfe des anderen reagieren kann.

Für Verhandlungen mit einer solchen Pokerstrategie wäre die Gelegenheit derzeit ausgesprochen günstig gewesen. Die russische Wirtschaft ist nach drei Jahren Krieg erschöpft, das Ansehen des Menschenschlächters im Kreml droht bei einer Fortsetzung des verlustreichen Krieges auch im Inland beträchtlichen Schaden zu nehmen.

Der Gegner in diesem Pokerspiel verfügt also keineswegs über ein Top-Blatt. Ohne einen Cent in weitere Waffen zu investieren, hätte man deshalb eine starke Verhandlungsposition aufbauen können. Sie hätte gelautet: Sofortiger Waffenstillstand und ergebnisoffene Friedensverhandlungen oder Ausdehnung der Waffenhilfe für die Ukraine.

Der Pokerspieler am anderen Ende des Tisches hätte dann vor der Wahl gestanden, entweder aus dem gegenwärtigen mittelmäßigen Blatt das Optimale herauszuholen oder darauf zu vertrauen, dass der Gegner blufft und in Wahrheit keine Trümpfe in der Hand hält. Darauf zu spekulieren, hätte ihn aber teuer zu stehen kommen können. Die Erfolgsaussichten wären also günstig gewesen.

Ein dementer Pokerspieler

Stattdessen hat Trump mit seinem Einstieg in dieses Russische Roulette gezeigt, dass er weder etwas vom Dealmachen noch vom Pokerspielen versteht. Im Grunde maßt er sich das Recht an, stellvertretend für die Ukraine zu kapitulieren.

Schon mit seiner Bereitschaft, von Autokrat zu Autokrat mit dem Menschenverächter im Kreml zu verhandeln, ist er auf dessen Forderungen eingegangen, nicht mit den Opfern seines Terrors zu verhandeln. Auch andere Forderungen – wie etwa die nach Gebietsabtretungen, den Ausschluss eines Beitritts der Ukraine zu NATO und die Übernahme des Fake-Narrativs von der illegitimen Regierung in der Ukraine – hat er ohne Not übernommen.

Er verhält sich also wie ein dementer Pokerspieler, der dem Gegner vor Beginn des Spiels seine Karten zeigt. Die Verhandlungen sehen dann nur noch so aus, dass der selbsternannte Dealmaker für seine Bereitschaft, über die unsäglichen Verbrechen der Kreml-Kamarilla hinwegzusehen, eine Art Provision erwartet – ein paar Zugriffsrechte auf Bodenschätze der Ukraine vielleicht und ein Stillhalteabkommen, falls er selbst seine imperialen Gelüste in Grönland, Panama und anderswo in der Welt mit Gewalt durchsetzen möchte.

Kniefall vor einem Massenmörder

Die Konsequenzen aus diesem Kniefall vor dem Terror-Paten – die bezeichnenderweise in Saudi-Arabien stattfinden, einem nicht eben als Hort der Menschenrechte bekannten Land – sind verheerend. Dies betrifft nicht nur die Ermutigung des Gewaltverbrechers selbst, der durch dieses Entgegenkommen darin bestärkt wird, seine Ziele weiterhin mit den Mitteln von Erpressung, Aushöhlung westlicher Demokratien und militärischen Überfällen durchzusetzen.

Viel bedrohlicher ist, dass der rote Teppich für einen Massenmörder alle Hoffnungen auf eine friedlichere Weltordnung unter sich begraben würde. Die entscheidende Lehre daraus wäre – wenn die Geschichte denn wirklich so schrecklich endet, wie es jetzt scheint: Nur militärische Stärke kann das Überleben des eigenen Landes sichern. Nur wer über ein ausreichendes Gewaltpotenzial verfügt, kann andere von einem Angriff auf sein eigenes Land abschrecken und seine eigenen Ziele durchsetzen.

Der Gedanke eines auf friedlichem Dialog aufbauenden Zusammenlebens der Völker wäre damit ad acta gelegt. Kleinere Völker wären akut in ihrer Existenz bedroht und hätten keinen wirksamen Schutz mehr vor Übergriffen größerer Völker. Das Völkerrecht hätte seine Bedeutung verloren, da jeder Staat mit einem ausreichenden Gewaltpotenzial es gefahrlos übertreten könnte.

Zerstörung von äußerem und innerem Frieden

Die ansteigenden Militärausgaben würden zusätzlich den inneren Frieden bedrohen, da sich bekanntlich jeder Taler nur einmal ausgeben lässt. Das fehlende Geld für Sozialausgaben hätte dann wiederum Verelendungsprozesse und einen Anstieg der Kriminalität zur Folge. Versuche, den Taler größer zu machen, als er ist, würden den Weg zu einer neuen Inflationswelle ebnen.

Und der Frieden? Wäre nur noch als Friedhofsruhe denkbar, als ängstliches Schweigen der Geknechteten, die sich unter der Knute der vom Kreml und seinem Dackel im Weißen Haus etablierten neuen Gewaltordnung beugen.

Noch ist es nicht zu spät. Noch könnte man sich in Europa gegen die Zumutung wehren, zu Erfüllungsgehilfen einer menschenverachtenden Politik gemacht zu werden. Wahrscheinlicher aber ist, dass am Ende zu viele bereit sein werden, sich in ihrer Kriegsmüdigkeit in das vom Kreml-Henker und seinem Schergen im Weißen Haus gemachte Bett fallen zu lassen.

Das Bett eines Henkers aber ähnelt stets einem Sarg.

Ein Kommentar

  1. Auf den Punkt! – Die Themen Menschenrechte, Frieden sind aus dem politischen Fokus geraten. Was soll das für ein „Frieden“ sein, wenn die Opfer vor der Gewalt kapitulieren. Diese ständige Täter-Opfer-Umkehr kann einen um den Verstand bringen. Wenn wir Trump und Putin (und allen anderen „toxischen“ alten Männern in Machtpositionen) nicht entschieden mit vereinten Kräften entgegen treten, dann wird das das Ende sein. Mir macht das große Angst!!!!!!-

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