Vor und hinter den Kulissen des Ukrainekriegs
Beim Umgang mit der russischen Aggression gegen die Ukraine scheint derzeit alles in die falsche Richtung zu laufen. Oder sieht es hinter den Kulissen womöglich ganz anders aus?
Ein absurder Nachrichtencocktail
Beim Blick auf die Nachrichten zum Krieg gegen die Ukraine stellt sich derzeit mal wieder der Eindruck ein, die ganze Welt sei verrückt geworden:
- Um zu erfahren, dass die Ukraine nach drei Jahren Bombenterror Frieden herbeisehnt, muss erst ein Treffen bei den saudischen Fassadendemokraten in Dschidda anberaumt werden.
- Der Frieden soll von einem Schutzgelderpresser (Schutz gegen Rohstoffe) vermittelt werden.
- Der Weg zum Frieden erfolgt über einen Kotau vor einem Massenmörder.
- Der Frieden gilt dann als erreicht, wenn der Gewaltherrscher seine Tobsucht befriedigt hat, für seinen Amoklauf belohnt worden ist und sich sein Opfer für künftige Raubzüge zurechtgelegt hat.
- Eine totalitäre Besatzungsherrschaft wird mit vollendetem Frieden gleichgesetzt.
- Als Antwort auf den Brand im Haus des Nachbarn wird ein Panzerschrank dagobertschen Ausmaßes mit der Aufschrift „Sondervermögen“ errichtet. Dies dient aber nicht dazu, den Brand zu löschen, sondern soll das eigene Haus feuerfest machen.
- Autoritäre Herrscher sind plötzlich glühende Anhänger demokratischer Wahlen, weil sie diese im Zeitalter der sozialen Medien besser in ihrem Sinne beeinflussen können als der gerissenste Spindoktor.
Hinterzimmerpolitik: ein Blick in die Glaskugel
Ich frage mich: Ist das alles ernst gemeint? Oder spielt da jemand „Versteckte Kamera“? Erleben wir hier einen Feldversuch in Sachen Polit-Comedy?
Die weltpolitische Mimenriege führt derzeit ein so absurdes Theaterstück auf, dass sich fast zwangsläufig der Gedanke einstellt, es hier nur mit einer Kulisse zu tun zu haben. Schließlich tragen „Geheimdienste“ ihren Namen ja wohl nicht zu Unrecht. Und vielleicht ist in der momentanen brisanten Großwetterlage ihr Tun ja noch geheimer als sonst, so dass uns nur ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit präsentiert wird.
Kann es etwa sein, frage ich mich, dass die europäischen Regierungen wirklich so passiv dem wirren Wortgeklimper des White-House-Hominiden zuschauen, wie es gegenwärtig scheint? Oder ist vielleicht in irgendeinem Hinterzimmer vereinbart worden, dass man wartet, bis sich die Trump-Administration am Kreml die Zähne ausgebissen hat, um dann einen eigenen, wirksamen Plan zur Eindämmung der russischen Aggression vorzulegen?
Noch unwirklicher kommt mir die schauprozessartige Vorführung des ukrainischen Präsidenten im Oval Office vor. War das vielleicht nur ein Zugeständnis an die Rachegelüste eines infantilen Herrschers, der es bis heute nicht verwunden hat, dass sein öffentlich gewordener Versuch, von Selenskyj im Vorfeld der Präsidentschaftswahl 2020 durch Ermittlungen gegen Joe Biden und seinen Sohn Hunter unterstützt zu werden, ihm ein Amtsenthebungsverfahren eingebracht hat? Hofft man vielleicht im Umfeld des Psychopathen-Präsidenten, dass dieser nach der Befriedigung seines Rachebedürfnisses rationaleren Argumenten zugänglich wird?
Und die Farce der Diskussionen um eine Waffenruhe? Ist auch das womöglich nur ein Schachzug der Geheimdiplomatie, um dem Fake-Präsidenten das Offensichtliche vor Augen zu führen: dass der Aggressor im Kreml sitzt?
Fassadenpolitik: eine ambivalente Vorstellung
Die Vorstellung, dass die politische Bühne in der Tat nichts anderes ist als das – ein Ort mehr oder weniger realitätsferner Inszenierungen für die Öffentlichkeit –, ist ambivalenter Natur. Einerseits hoffe ich natürlich, dass das, was ich sehe, nicht der Wahrheit entspricht: dass eben nicht alles auf einen Triumph des Massenmörders hinausläuft.
Andererseits impliziert dieser Gedanke aber auch, dass die echte, wirkmächtige Politik vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen und dieser stattdessen nur ein Surrogat der Wirklichkeit präsentiert wird. Dies mag im aktuellen Fall ein hoffnungsvoller Gedanke sein. Auf lange Sicht untergräbt dies jedoch das Fundament einer Demokratie, die auf dem Gedanken eines mündigen Volkes aufbaut.
Bild: Gerd Altmann: Theater (leicht verändert) (Pixabay)