Der Makel als Markenzeichen

Ein gesungenes Bekenntnis zur Glatze von Pokáč (Jan Pokorný) und Anna Julie Slováčková

Der Song I když jsme plešatý (Auch wenn wir eine Glatze haben) von Pokáč (Jan Pokorný) und Anna Julie Slováčková ist ein humorvolles Bekenntnis zur eigenen Kahlköpfigkeit. Das Lied hat allerdings auch einen tragischen Hintergrund.

Der Glatze zum Trotz

Ja, wir haben eine Glatze,
ich und du, du und ich –
aber wir machen uns nichts daraus.

Ja, auch wir erleben manchmal dunkle Tage –
mehr als genug sogar! Aber wenigstens
glänzt es dann hell auf unsren Häuptern.

Vielleicht erschreckt ihr über unsre Kahlheit.
Aber Leute: Habt kein Mitleid mit uns!
Auch wir sind ganz normale Menschen
und leben jeden Tag, als wenn’s der letzte wär‘.

Ja, wir haben eine Glatze,
ich und du, du und ich –
aber auch wir erfreun uns an den kleinen Dingen.

Selbst die engste Mütze kann im Winter
unsere Frisuren nicht zerstören,
der Wind ist machtlos gegen ihre Glätte.

Wenn unser Haarstil dich zum Lachen bringt:
Lach ruhig! Ein lautes Lachen ist doch besser
als die stille Langeweile. Wir aber freuen uns
an jedem Tag, den uns das Schicksal schenkt.

Ja, wir haben eine Glatze,
ich und du, du und ich –
und doch sind wir vom Schicksal reich beschenkt.

Hüte passen uns viel besser,
die Hitze klebt uns keine Strähnen an die Schläfen –
und was wir erst beim Haaretrocknen sparen …

Ja, euer Schönheitsideal sieht anders aus.
Dafür fürchten wir uns nicht vor Haarausfall.
Wir wissen, es gibt Schlimmeres –
wie sich dem Schicksal kampflos zu ergeben.

Pokáč (Jan Pokorný) mit Anna Julie Slováčková: I když jsme plešatý aus: Antarktida (2021). Musik und Text: Jan Pokorný

Videoclip:

Humorvolles Lied mit tragischem Hintergrund

Der 2020 veröffentlichte Song I když jsme plešatý (Auch wenn wir eine Glatze haben) ist ein erfrischend selbstironisches Bekenntnis zur Kahlköpfigkeit. Für Pokorný, der das Lied geschrieben hat, entspricht das schlicht seiner Alltagssituation – er ist überzeugter Glatzenträger.

Im Falle seiner Duettpartnerin Anna Slováčková hat das humorvolle Liedchen allerdings einen tragischen Hintergrund. 2019 wurde bei ihr Brustkrebs diagnostiziert. Sie musste sich daraufhin einer Operation und einer Chemotherapie unterziehen.

Die Veröffentlichung des Songs erfolgte denn auch im Rahmen eines Projekts zur Unterstützung krebskranker Kinder. Er versteht sich demnach nicht nur als Mutmacher für Menschen mit Haarausfall oder schlicht mit Lust an der Kahlköpfigkeit. Vielmehr ist er auch ganz konkret als Ermutigung für Menschen gedacht, bei denen der Haarausfall die Folge einer schweren Erkrankung bzw. von deren Behandlung ist.

Eben darauf spielen auch die abschließenden Verse des Liedes an: Während einige Menschen sich den Luxus leisten können, sich um den perfekten Sitz ihrer Frisur zu sorgen, kämpfen andere um ihr Leben. Dies ist eine ganz andere Herausforderung als der Kampf um die perfekte Haartracht.

Über Pokáč und Anna Slováčková

Der 1990 in Prag geborene Jan Pokorný (Künstlername Pokáč) hat sich nach seinem Informatikstudium ganz auf eine Karriere als Singer-Songwriter konzentriert. Schon während seines Studiums hatte er Songs für andere geschrieben und war mitunter auch selbst als Musiker aufgetreten. Zwischen 2017 und 2022 veröffentlichte er drei Alben, mit denen er sich einen festen Platz in der tschechischen Musikszene erobert hat.

Die 1995 in Prag geborene Anna Julie Slováčková ist schon früh in die Fußstapfen ihrer Eltern getreten. Ihre Mutter ist eine bekannte TV-Moderatorin und Schauspielerin, ihr Vater als Komponist und Saxophonist ebenfalls in der tschechischen Kulturszene etabliert.

Nach ersten Auftritten mit ihrer Mutter wirkte Slováčková 2012 als Reporterin in einer Kindersendung mit und übernahm ab 2014 Rollen in Musicals für Kinder und in Märchenaufführungen. Daneben tritt sie sowohl mit der Big Band ihres Vaters als auch mit einer eigenen Band in Erscheinung. Tschechische Musikfans kennen sie außerdem als Moderatorin einer Musiksendung.

Bilder: Gerd Altmann: Display-Dummy (Pixabay; Ausschnitt); David Sedlecký: Pokáč (Jan Pokorný), Juli 2020 (Wikimedia commons); Anna Julie Slováčková; Screenshot aus der Show Jana Krause, Januar 2017 (Wikimedia commons)

4 Kommentare

    1. Lies dir mal den Text durch. Gerade für Frauen (und auch Jugendliche) ist es manchmal nicht ganz einfach, nach einer Chemo die Haarlosigkeit zu akzeptieren. Sie empfinden das schon als Makel. Bei uns Männern kommt das ja öfter vor und wird eher akzeptiert. (Ich bin da auch dabei …). Das Lied möchte den Menschen mit Glatze Mut machen.

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