Terroranschläge in Dauerschleife

The Russian Horror Torture Show/3

Seit über drei Jahren dauert der Bombenterror gegen das ukrainische Volk nun schon an. Die Zerstörungen werden nur mit milliardenschweren Investitionen, die Traumatisierungen der Menschen wohl nie zu heilen sein.

Terror als Alltagserscheinung

Die direkteste und offensichtlichste Auswirkung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist der tägliche Bombenterror, dem die ukrainische Zivilbevölkerung ausgesetzt ist.

Die Opfer dieses Terrors sind mittlerweile so zahlreich und so regelmäßig zu beklagen, dass in den Nachrichten nur noch am Rande darüber berichtet wird. Dabei würde jeder einzelne Terrorangriff in Friedenszeiten einen Spitzenplatz in der Schlagzeilenhierarchie erhalten.

Einzig über Bombeneinschläge, die besonders viele Opfer fordern oder die als besonders heimtückisch eingestuft werden, wird noch gesondert berichtet. Dies gilt etwa für den Raketeneinschlag in einem Hochhaus in Dnipro im Januar 2023, der mindestens 30 Tote gefordert hat, oder für den Angriff auf ein Kiewer Kinderkrankenhaus im Juli 2024.

Auch die von Terroranschlägen bekannte „Double-Tap-Taktik“ fand zwischenzeitlich verstärkt Beachtung. Wie bei Terroranschlägen zwei Bomben kurz nacheinander detonieren, folgen bei der von der russischen Armee angewandten „Double-Tap-Taktik“ zwei Bombenabwürfe am gleichen Ort kurz aufeinander. Das zynische Kalkül dahinter: Die erste Detonation lockt Menschen an, die für ihre Hilfsbereitschaft dann ebenfalls mit dem Tod bezahlen müssen.

Gezielte Angriffe auf die Zivilbevölkerung

Natürlich schiebt die russische Propaganda in ihrer typischen Tatsachenverdrehung für all das regelmäßig der ukrainischen Armee die Schuld zu, indem sie ihr etwa vorwirft, zivile Einrichtungen als Unterschlupf zu nutzen, oder von fehlgeleiteten Flugabwehrraketen spricht. Die Kritik ist dabei ein Spiegelbild dessen, was die russische Armee selbst praktiziert: Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen und Bomben so abzuwerfen, dass die Bombardierung ziviler Ziele entweder direkt beabsichtigt oder zumindest billigend in Kauf genommen wird.

Die russischen Gleitbomben haben etwa eine solche Sprengkraft, dass der Einschlag durch Bombensplitter noch in einem Kilometer Entfernung tödlich sein und schwere Schäden an Gebäuden verursachen kann. 2024 ist der Einsatz dieser Bomben gegenüber dem Vorjahr um das 16-fache gesteigert, der Terror gegen die Zivilbevölkerung also ganz gezielt verstärkt worden. Hinzu kommt der Einsatz von Streumunition, bei der die Geschosse ohnehin wahllos über das Zielgebiet verteilt werden.

Auch die von Russland zur Verteidigung des eroberten Territoriums verlegten Landminen stellen eine dauerhafte Gefahr für die Zivilbevölkerung dar. Schätzungsweise 40 Prozent des Gebiets der Ukraine sind mittlerweile davon betroffen.

Seit Kriegsbeginn ist darüber hinaus immer wieder von gezielten Folterungen und Massakern an der ukrainischen Zivilbevölkerung durch russische Besatzungstruppen zu hören. Für jene Gebiete, aus denen die russischen Truppen sich wenige Wochen nach dem Einmarsch in die Ukraine wieder zurückziehen mussten, sind diese Verbrechen in erschreckender Deutlichkeit dokumentiert.

Verheerende Zerstörungsbilanz

Schaut man auf die nackten Zahlen, so stellt sich die Bilanz des Krieges folgendermaßen dar: Der Krieg hat mittlerweile schätzungsweise 13.000 Opfer unter der ukrainischen Zivilbevölkerung gefordert, außerdem gab es rund 30.000 Verletzte. Unter den Soldaten liegt die Opferzahl bei etwa 80.000. Angesichts der unklaren Lage in den von Russland besetzten Gebieten und zahlreicher Vermisster dürften die faktischen Opferzahlen aber um einiges höher liegen.

Rechnet man die Flüchtlinge hinzu, so hat sich die Bevölkerungszahl der Ukraine seit Kriegsbeginn um ein Viertel auf 30 Millionen verringert. Da auch die Geburtenrate naheliegenderweise zurückgegangen ist, kann nicht von einer baldigen Umkehr des Trends ausgegangen werden.

Über 100.000 Häuser sind zerstört oder schwer beschädigt worden, darunter über 20.000 Mehrfamilienhäuser. Über 800 Erziehungs- und Bildungseinrichtungen und etwa 1.700 medizinische Einrichtungen sind zerstört oder beschädigt worden. Zusammen mit der zerstörten und beschädigten Infrastruktur, den zerbombten Straßen, Kraftwerken, Verkehrswegen und Industrieanlagen, beläuft sich die Schadenssumme mittlerweile auf über 170 Milliarden US-Dollar.

Vor diesem Hintergrund wäre es nur allzu berechtigt, die eingefrorenen Gelder der russischen Zentralbank (in Höhe von geschätzt 300 Milliarden Euro, davon zwei Drittel im Einflussbereich der EU) für den Wiederaufbau der Ukraine zu nutzen. Rechtliche Bedenken erscheinen angesichts der russischen Missachtung des zentralsten aller Menschenrechte – des Rechts auf Leben – gegenstandslos.

Literarische Miniatur zum Thema: Umnachtung

Audio-Fassung

Links

Andrienko, Dmytro et al.: Report on Damages to Infrastructure from the Destructions Caused by Russia’s Military Aggression against Ukraine as of November 2024 (PDF). Kyiv School of Economics (KSE), Februar 2025 (detaillierte Schadensbilanz des Krieges, die auch die voraussichtlichen Kosten für den Wiederaufbau prognostiziert).

Hamel, Christine: 27 Tage. Vom Überleben im Keller von Jahidne. Bayerischer Rundfunk, 25. Februar 2024 (Feature über das 140 Kilometer nördlich von Kiew gelegene Dorf Jahidne, dessen Bevölkerung zu Beginn des russischen Angriffskriegs im März 2022 vier Wochen lang in den Keller der örtlichen Schule gesperrt worden war).

Hinzmann, Karsten-Dirk: „Die Genauigkeit sinkt“: Russlands Gleitbomben-Horror könnte bald ein Ende finden. Merkur.de, 18. Juli 2024 (über Art und Ausmaß der russischen Gleitbombenangriffe).

Kireev, Maxim: Kindergärten, Kraftwerke, Häuser: So zerstört ist die Ukraine. Zeit.de, 17. März 2025 (fasst die zentralen Ergebnisse der oben aufgeführten Studie von Andrienko et al. zusammen).

Mayr, Jakob: Beschlagnahmtes Russland-Vermögen für den Wiederaufbau? Tagesschau.de, 26. Juni 2023.

Sawicki, Peter: „Wenn ich den Traktor besteige, bekreuzige ich mich“. Tagesschau.de, 20. Dezember 2024 (über das Ausmaß der Verminung in der Ukraine).

Trubetskoy, Denis: Double-Tap-Taktik: Russland wendet in der Ukraine eine in Syrien erprobte Terror-Methode an; n-tv.de, 8. April 2024.

UN-Hochkommissariat für Menschenrechte: Ukraine: Protection of Civilians in Armed Conflict; Ukraine: Protection of Civilians in Armed Conflict (PDF); Update Februar 2024 (regelmäßig aktualisierte Bilanz zu Opferzahlen im Krieg gegen die Ukraine).

WDR.de: 1.000 Tage Ukraine-Krieg: Die aktuelle Lage – kurz und knapp; 19. November 2024 (Bilanz zu Opfer- und Flüchtlingszahlen).

Bild: Félix Valloton (1865 – 1925): Landschaft mit brennenden Ruinen; Kunstmuseum Bern (Wikimedia commons)

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