Donald Trump: Ein Hohlkopf als Poster-Boy der Ultrarechten

Jahresrückblick 2025/3

Donald Trumps zweite Präsidentschaft ist noch stärker von demokratiefeindlichen Tendenzen gekennzeichnet als seine erste Amtszeit. Trump ist dabei allerdings nur das Werkzeug in den Händen reaktionärer Kräfte, denen er als willfähriger Poster-Boy dient.

Realität und Reklamebild

Am Ende sind wir von der erneuten Präsidentschaft Donald Trumps wohl doch kalt erwischt worden. Nach all den Skandalen und Rechtsbrüchen, die mit diesem Mann verbunden werden, hätten die meisten es sich eben einfach nicht vorstellen können, dass so jemand ein zweites Mal den Spitzenposten seines Landes und letztlich auch der ganzen Welt erobert.

Bei manchen hat das dazu geführt, dass Donald Trump mit mehr Respekt begegnet worden ist – nicht in dem Sinne, dass man ihn plötzlich mehr geschätzt hätte, aber doch so, dass man seine strategischen Fähigkeiten insgeheim zu bewundern begann. Klar, hieß es dann, der Mann hat keinen hohen moralischen Standard, aber er verfügt doch über eine außergewöhnliche taktische Finesse.

Derartige Überlegungen tappen allerdings in die Falle des Reklamebildes, das die PR-Strategen von Donald Trump zeichnen. Darin ist er der Messias, THE ONE AND ONLY DONALD, der den Menschen das Heil bringt und sein Land wieder groß und stark macht.

Ein nützlicher Hohlkopf

Dieses Reklamebild ist jedoch nichts anderes als – Fake. In Wahrheit konnte Donald Trump nur deshalb gleich zweimal den US-amerikanischen Thron besteigen, weil er gerade kein gewiefter Stratege und politischer Visionär, sondern ein Hohlkopf ist.

Ein Hohlkopf nämlich bietet gleich zwei entscheidende Vorteile. Er lässt sich – eben weil er hohl ist – von denen, die sich seiner bedienen, mit beliebigen Inhalten füllen. Und diejenigen, um deren Stimme er wirbt, können aus demselben Grund alles in ihn hineinsehen, was sie sich erträumen.

So eignet sich Donald Trump in idealer Weise als Poster-Boy und Werkzeug für jene Kräfte, die einen autoritär-konservativen Umbau der US-amerikanischen Gesellschaft anstreben. Er gebärdet sich wie ein Hooligan, wirkt also wie ein „Mann aus dem Volk“, steht dabei aber für eine Politik im Interesse der Eliten. Er vermittelt einen Eindruck von Stärke und Durchsetzungskraft, ist in Wahrheit aber nur eine Marionette in den Händen reaktionärer Schattengestalten. Er geriert sich als radikaler Erneuerer, dient jedoch als Instrument für eine geistige und politische Reise in die Vergangenheit.

Bittere Einblicke in die Geistesgeschichte der USA

Für eine realistische Einschätzung des Phänomens Trump muss deshalb nicht dessen Person im Fokus stehen, sondern das Umfeld, das ihn zur Durchsetzung seiner Interessen benutzt.

Dies ist für uns deshalb schmerzhaft, weil dabei auffällt, dass wir auch in Bezug auf die USA als Ganzes einem Reklamebild auf den Leim gegangen sind. Das Land der Freiheit und der unbegrenzten Möglichkeiten, das Land, das weltweit Demokratiebewegungen fördert und individuelle Freiheitsrechte schützt, das Land, das Europa uneigennützig vom Joch des Faschismus befreit hat … All diese Hochglanzbildchen lösen sich im Angesicht der Präsidentschaft Donald Trumps in Wohlgefallen auf. Der Cowboy reitet nicht mehr auf den Sonnenuntergang zu – er versinkt darin.

Denn die Kräfte, die diesen Präsidenten stützen, sind eben nicht durch ihn in die Welt gekommen. Es ist vielmehr genau umgekehrt: Es hat sie schon immer gegeben, und sie haben sich in Donald Trump einen Homunkulus erschaffen, durch den sie ihre geistigen Ideale, wirtschaftspolitischen Ideen und Vorstellungen vom Aufbau der Gesellschaft zu Leitlinien der US-amerikanischen Politik machen konnten.

Politische Grundüberzeugungen der Trump-Unterstützer

Der geistige Kosmos, in dem diese Kräfte zu Hause sind, ist eben nicht von Menschenrechten, dem Streben nach sozialer Gerechtigkeit und der Förderung demokratischer Mitbestimmung geprägt. Stattdessen ist er

  • außenpolitisch durch ein Denken in Einfluss-Sphären gekennzeichnet: Die Welt ist für sie ein Kuchen, den die Großmächte je nach machtpolitischem Potenzial und regionaler Verankerung unter sich aufteilen.
  • wirtschaftspolitisch radikal libertär: Der Staat soll nur ein Rahmenwerk zur Verfügung stellen, innerhalb dessen die Marktkräfte sich frei bewegen und sich gegenseitig regulieren. Sozialpolitische Eingriffe werden auf ein Minimum reduziert.
  • staatspolitisch autoritär ausgerichtet: Der radikale wirtschaftspolitische Liberalismus bedingt einen staatspolitischen Autoritarismus, weil nur so die aus dem sozialdarwinistischen Ansatz resultierenden sozialen Disparitäten unter Kontrolle gehalten werden können. Der starke Führer an der Spitze des Staates soll gleichermaßen ein Gefühl der Sicherheit und der Angst vor der Staatsgewalt vermitteln, das die Protestbereitschaft im Keim erstickt. Auch nach außen hin wird so ein Signal der Stärke ausgesandt, das andere von der unbedingten Bereitschaft des Landes zur Durchsetzung seiner Interessen überzeugen soll.

Das Fatale an der autoritären Wende in den USA ist, dass damit auch der letzte Big Player auf der politischen Weltbühne demokratischen Idealen den Rücken gekehrt hat. China, Russland und zuletzt auch Indien verfolgen ja schon seit Längerem einen autoritären Kurs. Dabei ist auch deutlich geworden, wie schnell autoritäre in totalitäre Strukturen übergehen können.

Autoritärer Staatsumbau

Gibt es dennoch Hoffnung? Wenn ja, besteht sie sicher nicht aus der Hoffnung auf erwachsenere Menschen, die das Kleinkind Trump einhegen könnten. Denn – siehe oben – dieses Kleinkind ist ja seinerseits nur ein Werkzeug in den Händen anderer.

Und diese anderen sind dieses Mal beim Umbau des Staatsapparates und der Umsetzung ihrer Vorhaben viel systematischer vorgegangen als zum eher chaotischen Beginn von Trumps erster Präsidentschaft. Dies betrifft gerade auch die Personen im unmittelbaren Umfeld Trumps, bei denen viel stärker auf absolute Loyalität und Linientreue geachtet worden ist.

Hinzu kommen die verstärkten Bemühungen um einen neuen Zuschnitt der für die Mehrheiten in den einzelnen Bundesstaaten entscheidenden Wahlkreise. Dadurch lässt sich das Stimmenverhältnis auf Bundesstaatsebene teilweise außer Kraft setzen: Man benötigt dann nicht mehr die absolute Mehrheit an Stimmen, um den Bundesstaat für sich zu gewinnen.

Rettende Selbstreinigungskräfte?

Paradoxerweise liegt jedoch gerade in diesen offen demokratiefeindlichen Tendenzen die Hoffnung auf eine Rettung der Demokratie in den USA. Denn auch wenn Trump bei der letzten Wahl – im Unterschied zu seiner ersten Präsidentschaft – das „Popular Vote“, also die absolute Mehrheit an Stimmen, gewonnen hat, hat ihn doch rund die Hälfte der Wahlberechtigten (75 Millionen) nicht gewählt.

Überdies waren unter denjenigen, die Trump ihre Stimme gegeben haben, nicht nur glühende Donald-Fans. Viele haben ihn auch nur deshalb gewählt, weil sie ihn für das kleinere Übel hielten oder mit der Präsidentschaft Joe Bidens unzufrieden waren.

So kann es immer noch sein, dass die USA sich einmal mehr selbst aus dem Sumpf ziehen. Ihre Selbstreinigungskräfte wären dabei dieses Mal nicht nur eine Rettung für die US-amerikanische Gesellschaft selbst, sondern hätten für die ganze Welt eine kathartische Wirkung.

Weitere Beiträge zum Thema aus diesem Jahr:

Der Hohlkopf und seine Exegeten. Über die Versuche, Donald Trumps Wortkanonaden zu deuten; 22. Februar 2025.

Das Ende eines Traums. Zur ideologischen Nähe von Trumpismus und Putinismus; 4. März 2025.

Wenn Donald Trump 1941 US-Präsident gewesen wäre … Ein fiktionaler Blick in den Spiegel der Vergangenheit; 6. Dezember 2025.

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