1. Ein Krieg ist ein Verbrechen gegen das eigene Volk. Die Kriegsrhetorik redet den Menschen ein, dass es der Gipfel moralischer Integrität sei, andere Menschen auf bestialische Weise zu töten. Die Folgen einer solchen Umkehrung aller Werte belasten eine Gesellschaft auf Jahre hinaus. Das Echo des Krieges lässt auch lange nach seinem Ende die Beschwörung von Humanität hohl klingen.
2. Ein Krieg ist ein Verbrechen gegen ein anderes Volk. Er vernichtet nicht nur unmittelbar fremdes Leben, sondern untergräbt auch die Lebensgrundlagen derer, die nicht unmittelbar getötet werden. Er beraubt sie lebenswichtiger Güter, erschwert oder verunmöglicht die Landwirtschaft, zerstört Infrastruktur und schränkt so Lebensraum und Überlebensmöglichkeiten massiv ein.
3. Ein Krieg ist ein Verbrechen gegen das Ideal des Menschseins. Hinter der Beschwörung von Idealen wie Heldenmut und Opferbereitschaft verbirgt sich eine vollständige Verdrehung dessen, was wir für gewöhnlich mit dem Ideal der Humanität verbinden. „Krone der Schöpfung“ zu sein, bedeutet im Krieg nicht mehr: die eigene Animalität überwinden oder zumindest kontrollieren und im Idealfall in die Geburt eines aufgeklärt handelnden, friedlichen Wesens transformieren zu können. Sondern: die Mittel zu perfektionieren, um die eigene Animalität ausleben zu können und ihre destruktive Kraft zu perfektionieren.
4. Ein Krieg ist ein Verbrechen gegen die Natur. In jedem Krieg wird das zum Alltag, was unter normalen Umständen die Topmeldung in jeder Nachrichtensendung wäre: Brücken stürzen ein, Felder werden verseucht, Wälder brennen ab, Tiere verhungern oder werden von Bomben zerfetzt. Die Naturkatastrophe wird zum Normalzustand.
5. Ein Krieg ist ein Verbrechen gegen die Menschheit. Ein Krieg ist nie ein isoliertes Ereignis. Er betrifft immer auch andere Völker, die nicht direkt von ihm betroffen sind. Dies gilt umso mehr, je größer das Territorium ist, auf dem er stattfindet, und je vielfältiger die Handelsbeziehungen der in den Krieg verwickelten Nationen zu anderen Völkern sind.
6. Ein Krieg ist ein Verbrechen an unseren Zukunftsperspektiven. Der Krieg zwingt uns, uns auf das aktuelle, kurzfristige Überleben zu konzentrieren. Er erschwert es, die langfristige Perspektive unseres Überlebens im Blick zu haben und unser Handeln auf sie auszurichten. Dies ist gerade in der gegenwärtigen Klimakrise fatal.
7. Ein Krieg ist ein Verbrechen an Gott. Wer Krieg führt, schwingt sich zum Herrn über Leben und Tod auf. Er setzt sich damit an die Stelle des Schöpfers und zeigt zugleich, warum der Mensch eben nicht die Krone der Schöpfung ist – wann immer er deren Geschicke zu lenken versucht, anstatt sich demütig in ihren Gang einzufügen, pervertiert er den Gedanken der permanenten Schöpfung zu dem Horrorbild der unablässigen Zerstörung.
Bild: Gustave Doré (1832 – 1883): Abels Tod (Kain tötet Abel, 1866; Wikimedia commons)
So ist es!- Dennoch hält immer mehr Kriegsrethorik Einzug. Plötzlich begeistern sich Menschen für Waffensysteme und berichten über den Krieg in der Ukraine wie über ein Computerspiel. Furchtbar!
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