Die Paradoxie eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums
Trotz der schon seit über 50 Jahren geführten Diskussion über die „Grenzen des Wachstums“ ist „Wachstum“ noch immer die zentrale Kennziffer der Wirtschaftspolitik. Dies konterkariert die Nachhaltigkeitsziele, die zu erreichen in Zeiten von Artenschwund und Klimawandel immer dringlicher wird.
Gespräche mit Paula (PDF und Ebook)
Aktuelles Paula-Gespräch: Der Aussteiger. Gespräch über das Wirtschaftswachstum
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Bild: Banana-Republic: Buddhakopf in einem Park in Thailand. Quelle: fotolia
Der Text ist wie alle anderen auf diesem Blog idealistisch. Bei einem solchen ökonomischen Thema fällt der Irrationalismus noch mehr auf. Charakteristisch ist die Stelle auf S. 19, wo gesagt wird, dass darauf zu achten sei, dass die sharing economy nicht in die Wachstumsspirale „hineingerät“. In dem gesamten Text herrscht die Illusion, dass die Individuen aus den gesellschaftlichen und ökonomischen Zusammenhängen, d.h. dem Kapitalismus, einfach heraustreten und mit etwas gutem Willen alle sozialen und ökonomischen Zwänge, ja alle materiellen Zwänge überhaupt einfach abwerfen und eine neue bessere Gesellschaft bilden könnten. Dass „die ökonomische Ebene“ separat betrachtet wird, besagt ja schon alles. Die CO2-Verteufelung ist die Verteufelung des menschlichen Körpers und der menschlichen Arbeit, die laut Marx Quelle des Mehrwerts ist. Aber der Mehrwert wird mit dem Wachstum ja gleich mit über Bord geworfen. Wenn man sich den öffentlichen Diskurs anschaut, fragt man sich, woraus Du, lieber Rother Baron, die Illusion von einer diskursiv regulierten Gesellschaft nährst. Das Ganze steht nicht fern von Hararis Prophezeiung einer schönen neuen Welt, in der ganze Regionen nicht arbeiten, sondern sich dem Drogenkonsum hingeben. Wir haben mit dem ehemaligen Präsidenten des Club of Rome eine Diskussion geführt. Er konnte uns weder sagen, wie die der Treibhauseffekt funktioniert noch wie die Energieverteuerung und -verknappung zu einem schonenderen Umgang mit der Natur führen könnte. Vgl. z.B. https://sternkekandidatkreistagvg.wordpress.com/2022/08/01/korrespondenz-mit-ernst-ulrich-freiherrn-von-weizsacker-uber-existenz-und-hervorbringungsweise-des-treibhauseffekts/, https://sternkekandidatkreistagvg.wordpress.com/2022/08/01/zu-hanna-thieles-bemerkungen-zu-carl-friedrich-freiherrn-von-weizsacker-als-vater-der-co2-rationierung/, https://sternkekandidatkreistagvg.wordpress.com/2022/09/02/diskussion-mit-dem-ehrenprasidenten-des-club-of-rome-uber-den-fehlenden-wissenschaftlichen-nachweis-fur-den-treibhauseffekt-und-die-schadlichkeit-von-windkraft/, https://sternkekandidatkreistagvg.wordpress.com/2022/08/03/diskussion-uber-den-treibhauseffekt-mit-dem-ehrenprasidenten-des-club-of-rome-ernst-ulrich-von-weizsacker-begonnen/.
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Lieber Herr Sternke, ich möchte nicht auf alle Punkte eingehen, die Sie anführen, aber ein paar herausgreifen. Ich denke auch, dass Rotherbaron eine eher idealistische Haltung hat. Nichtdestotrotz ist seine Analyse anregend und die Anregungen sind folgerichtig.
Zur CO2-Frage: Es gibt keine CO2-Verteufelung allgemein. Dass eine zu große Menge von klimaschädlichen Gasen die Erderwärmung beschleunigt, dürfte wissenschaftlich unumstritten sein. Man muss (und das tat meiner Erinnerung nach Rotherbaron an anderer Stelle) darauf hinweisen, dass es auch noch andere „Klimagase“, z.B. Methan oder Schwefel-Hexafluorid gibt. Und hier finde ich es auch strategisch besser, die so genannten Klimaschützer mit ihren eigenen Thesen und ihren Konsequenzen zu konfrontieren: Einfach nur Windkraftanlagen in die Landschaft zu hauen, ist eben keine Lösung vor dem Hintergrund einer Annahme des menschenbeeinflussten Klimawandels. . Es geht dabei offensichtlich eben nicht um „Klimaschutz“, sondern darum in der Logik der Wachstumswirtschaft neue Produkte in den Markt zu drücken. Das gilt dann auch für die E-Mobilität. Und hier weist Rotherbaron sehr richtig auf Rebound-Effekte hin. Wenn Sie die menschlichen Einflüsse auf die Erderwärmung grundsätzlich in Frage stellen wollen, dann sind Sie aus der öffentlichen Debatte raus, egal welche Gründe Sie dafür haben mögen. Rotherbaron als „Klimaleugner“ hinzustellen, dürfte dagegen schwieriger sein.
Zur Wachstums-Frage: Es dürfte unumstritten sein, dass wir mit unserem westlichen Lebensstandard auf Kosten der Natur, der natürlichen Ressourcen für künftige Generationen und (auch das habe ich auf diesem Blog gefunden) auf Kosten des globalen Südens leben. Auch die der Wachstumsideologie verpflichtete so genannte „Energiewende“ weist neo-koloniale Züge auf. Sie hat eben nichts mit der oft angemahnten „Klimagerechtigkeit“ zu tun. Das ist eine Lüge, die aufgedeckt werden muss.
Ich habe auf Ihrem Blog, Herr Sternke, interessante Diskussionspunkte gefunden, aber leider keinerlei Lösungsansätze. Sie wollen wohl im Wesentlichen, dass alles einfach so bleibt wie es ist. Gedanken darüber, wo Uran und Öl herkommen sollen bei gleichem Wachstum auf der Nordhalbkugel und wie neo-koloniale Strukturen beseitigt werden können, habe ich bei Ihnen nicht gelesen. Wachstum bedeutet auch Bauen und Versiegelung. Sie sind meiner Wahrnehmung Ihres Blogs nach aber überzeugter Naturschützer. Wie passt das zusammen? –
Insofern ist dieses Essay realitätsbezogener als Ihre Antwort darauf, weil es sagt: Echte Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit geht mit dieser kapitalistischen Wirtschaftsform nicht. Wenn man das nicht ändert, dann ist dieser ganze Windwahn nur ein Mehr-Desselben und eine Verschiebung der Ausbeutungsformen. – Natur bringt kein Geld und kann deshalb im Sinne des Kapitalismus weg. Seit sich – wie Michael Moore es formulierte – „die Umweltschützer mit der Wallstreet ins Bett gelegt haben“, ist der Planet /die Natur mehr als angezählt. – Was das alles mit Drogenkonsum zu tun hat, hat sich mir nicht erschlossen.
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