Annegret Kramp-Karrenbauers närrische Herrenwitze
Dass Annegret Kramp-Karrenbauer für den Gedanken eines dritten Geschlechts nur Spott übrig hat, hat mich nicht überrascht. Schließlich hat die neue CDU-Vorsitzende nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie eine homophobe Rassistin ist und fest auf dem Boden des traditionellen Geschlechterrollenverständnisses steht.
So habe ich in ihren herablassenden Witzeleien auch etwas Gutes gesehen. Nun hat die Dame endlich für alle unübersehbar gezeigt, dass zwischen sie und den äußersten rechten Rand des politischen Spektrums kein Blatt passt, habe ich gedacht. Entsprechend sind ja auch die ersten Reaktionen auf ihren furchtbar komischen Fastnachtsauftritt ausgefallen.
Umso mehr hat mich allerdings die Empörung über die Empörung erschreckt, die mittlerweile aufgeflammt ist. Warum, so fragen AKKs Verteidiger scheinheilig, soll man denn über Minderheiten keine Witze machen dürfen? Die Tatsache, dass man sie nicht mit Samthandschuhen anpacke, zeuge doch gerade von einer nicht-diskriminierenden Haltung!
Hier wird nun allerdings etwas verwechselt. Richtig ist: „Auch Lesbische, Schwarze, Behinderte können ätzend sein“, wie es in einem bekannten Song des Liedermachers Funny van Dannen heißt. Das Lied hebt in ironischer Weise eine Selbstverständlichkeit hervor: Dass es unter Minderheiten genauso viele unterschiedliche Menschen gibt wie unter der Mehrheitsbevölkerung; dass also der Minderheitenstatus keineswegs zur Ausprägung bestimmter Persönlichkeitsmerkmale führt, die bei allen Angehörigen der jeweiligen Minderheit gleich sind.
Dies bedeutet dann aber auch: Ich kann zwar einzelne Angehörige von Minderheiten ebenso auf den Arm nehmen wie alle anderen Menschen auch. Mache ich mich jedoch über die Gruppe als Ganzes lustig, so ist dies sehr wohl diskriminierend, weil es eine stereotype Sichtweise der betreffenden Minderheit befördert.
Genau dies tut aber AKK mit ihrem Täterätä-Humor. Dieser folgt der Stammtischkungelei einer machistischen Mehrheitskultur: Drittes Geschlecht? Ist doch Blödsinn, liebe Stammtischbrüder und -schwestern, da sind wir uns doch alle einig … Über Bord geworfen werden mit solchen Witzen nicht nur alle Bemühungen um eine differenziertere Sicht der Geschlechter – nach dem Motto: Geschlechtersensible Erziehung? Alle mal laut lachen, dann ist die Sache vom Tisch! Vielmehr trampelt so auch ein ganzer Saal grölend auf den Gefühlen einer Gruppe herum, die ohnehin schon einen schweren Stand hat in unserer Gesellschaft und gerade erst einen Minimum an Respekt erfährt.
Ich verstehe nicht, wie man so etwas harmlos finden kann. Mich erinnern derartige anbiedernde Stammtischbrüller jedenfalls an Witze in der Art von: „Kommt ein Jude in eine Bank …“
Bild: pixabay: pierrot
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