Schweden: Musik im Schatten des Pop-Exports

Nordische Musikkulturen: Musikalische Sommerreise 2019, 1. Etappe

Schweden ist eine Art El Dorado der Musikindustrie. Musik ist hier ein Rohstoff, mit dem sich, richtig verpackt, ordentlich was verdienen lässt. Wie ist diese Erfolgsgeschichte zu erklären? Und gibt es auch Musik, die sich dem gängigen Erfolgsrezept verweigert?

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Inhalt:

Was in der Karoale-Bar geschah

Musikerparadies Schweden

Musik als Exportware

Der Preis des Erfolgs

Schwedische Musik und Musik aus Schweden

Sagen und Gesang

Links und Nachweise:

Songs mit Übersetzungen

Hästpojken: Jag e jag

Mikael Wiehe: Flickan och kråkan

Lars Winnerbäck: Hon kommer från främmande vidder

Forndom: Flykt

Was in der Karaoke-Bar geschah

In Malmö stand ich kurz vor einem ungeahnten Karrieresprung. Ich war abends in einer Karaoke-Bar gelandet und hatte dort Stairway to Heaven zum Besten gegeben. Nach meinem Mini-Konzert war ein Mann auf mich zugetreten, der sich mir in perfektem Englisch als „Björn-Erik“ vorstellte. Er sei sehr beeindruckt von meinem Gesangsvortrag: Ob ich nicht Lust hätte, bei seinem Musiklabel „vor Anker zu gehen“?

Natürlich schmeichelte mir der Vorschlag. Und ich hatte auch durchaus den Eindruck, mit meiner Liedinterpretation, in die ich alles hineingelegt hatte, was an versteckten Emotionen in mir schlummerte, zu Höherem berufen zu sein. Dennoch spielte ich lieber den Bescheidenen und winkte ab: „Danke für das Angebot … Aber für einen professionellen Auftritt fehlt da doch noch einiges!“

„Daran hatte ich ja auch gar nicht gedacht“, erwiderte Björn-Erik. „Ich hatte eher die Comedy-Sparte im Sinn, die wir kürzlich neu aufgemacht haben …“

Beschämt wandte ich mich ab. Erst später wurde mir klar, dass der gute Björn-Erik mich keinesfalls auf den Arm hatte nehmen wollen. Er war wirklich der Meinung, mit meinen sehr speziellen Sangeskünsten Geld machen zu können. Schweden scheint wirklich ein El Dorado der Musikindustrie zu sein. Musik ist hier ein Rohstoff, mit dem sich, richtig verpackt, ordentlich was verdienen lässt. Wie ist diese Erfolgsgeschichte zu erklären? Und welche Auswirkungen hat die Erfolgsgarantie auf die Art der Musik, die hier komponiert und produziert wird?

Musikerparadies Schweden

Die musikalische Ausbildung wird in Schweden auf vielfältige Weise gefördert. So gibt es an den allgemeinbildenden Schulen spezielle Musikklassen, in denen vom vierten bis zum neunten Schuljahr mindestens eine Unterrichtsstunde für Musik reserviert ist. Darüber hinaus wurden in der Nachkriegszeit vermehrt Musikschulen eingerichtet. Diese stehen in kommunaler Trägerschaft und waren anfangs kostenlos. Heute müssen für ihren Besuch zwar Gebühren entrichtet werden, doch gibt es Ermäßigungen für Kinder aus sozial benachteiligten Familien. Auch können Instrumente noch immer ausgeliehen werden, wenn ein Kauf zu teuer erscheint.

Seit den 1990er Jahren sind die Musikschulen breiter aufgestellt und haben sich teilweise in Kulturschulen umgewandelt, die auch die kreative Entwicklung der Kinder und Jugendlichen in anderen Bereichen fördern. Lediglich sieben schwedische Gemeinden verfügten 2012 über keine derartige Einrichtung. 2011 besuchte ein Drittel der schwedischen Heranwachsenden (in absoluten Zahlen: 353.000) eine Kultur- oder Musikschule. Daneben existieren auch für Erwachsene an den „Folkuniverseten“ verschiedene Möglichkeiten, ihre musikalischen Kenntnisse und Fähigkeiten zu vertiefen.

Für diejenigen, die darüber nachdenken, ihr Hobby zum Beruf zu machen, gibt es spezielle Musikgymnasien, die den Übergang in den universitären Bereich erleichtern sollen. Hinzu kommt, dass jungen Musikern ein reichhaltiges Angebot an Proberäumen zur Verfügung steht, die sie kostengünstig mieten und zuweilen sogar kostenlos nutzen können (1).

Musik als Exportware

1974 wurde in Schweden der Kulturrat gegründet. Bei diesem können Musiker und Musikproduzenten Anträge auf eine finanzielle Förderung ihrer Arbeit stellen. So können unter bestimmten Umständen bis zu 50 Prozent der Tourneekosten vom Kulturrat übernommen werden. Neben musikalischen Start-ups können auch große Musiklabels staatliche Unterstützung erhalten. 1975 gewährte die schwedische Regierung beispielsweise der Plattenfirma EMI Subventionen für die komplette Verlagerung der Produktion nach Schweden.

Neben dem Kulturrat besteht seit 1993 noch das Musikexportbüro ExMS, das durch Informationskampagnen, gezieltes Marketing und finanzielle Unterstützung den Export schwedischer Musik fördern soll. Die Einrichtung ist zwar von der Musikindustrie ins Leben gerufen worden, wird jedoch in ihrer Arbeit – etwa bei Auftritten auf ausländischen Musikmessen – ebenfalls vom schwedischen Staat unterstützt. ExMS arbeitet zudem mit den entsprechenden Einrichtungen Dänemarks, Norwegens, Islands, Schwedens und Finnlands im Verband NOMEX (Nordic Music Export) zusammen.

Zwar wendet die schwedische Regierung geringere Mittel für die Förderung des Musikexports auf als das Gros der anderen NOMEX-Mitgliedsstaaten. Dafür investiert das Land aber schon seit Jahrzehnten gezielt in die musikalische Breitenbildung und hat mit ABBA und anderen Megastars Marken hervorgebracht, die auch mit einem geringeren Werbebudget Erfolg garantieren. Außerdem wird der Musikexport seit 1997 durch einen speziellen Preis gefördert. Dieser wird an Musiker vergeben, die sich bei der Verbreitung schwedischer Musik im Ausland besondere Verdienste erworben haben. Unter den Preisträgern befinden sich mit Roxette, Mando Diao sowie Björn Ulvaeus und Benny Andersson von ABBA – die den Preis sogar schon zwei Mal bekommen haben – ausgewiesene Größen des schwedischen Pop-Business (2).

Der Erfolg dieser gezielten Musik- und Musikexportförderung kann sich durchaus sehen lassen. Schweden gilt heute als der fünft-, nach anderen Zahlen sogar als der drittgrößte Musikexporteur der Welt. 2012 wurden mit dem Musikexport 1,2 Milliarden Kronen (etwa 114 Millionen Euro) erwirtschaftet. Zahlreiche internationale Top-Stars kauften und kaufen Songs bei schwedischen Songwritern und Musikproduzenten ein (darunter u.a. Britney Spears, Christina Aguilera oder die Backstreet Boys). Auch an einem großen Teil der beim Eurovision Song Contest vorgetragenen Songs sind regelmäßig schwedische Komponisten und/oder Songwriter beteiligt (2012 bei 16 von 42 Liedern). Martin Sandberg (Künstlername Max Martin) wurde in den USA sogar als erster ausländischer Songschreiber als „Awarded Songwriter of the Year“ ausgezeichnet – und das gleich drei Mal hintereinander (3).

Der Preis des Erfolgs

Durch die reichhaltigen musikalischen Ausbildungsangebote, die diversen Unterstützungsmöglichkeiten für angehende Profi-Musiker und die gezielte Förderung des Exports schwedischer Musik ins Ausland ist der Weg zum Erfolg für schwedische Bands und EinzelinterpretInnen nicht so weit wie anderswo. Allerdings müssen dafür an anderer Stelle auch Einschränkungen in Kauf genommen werden.

Zunächst einmal haben die schwedischen Musikförderprogramme zwar zum Ziel, die ganze Bandbreite musikalischer Erscheinungsformen zu unterstützen. Es liegt jedoch auf der Hand, dass staatliche Förderung für musikalische Exportware eher dort zu bekommen ist, wo die entsprechenden Produkte den schwedischen Staat in ein positives Licht rücken. Dabei ist nicht etwa an Propagandalieder über die Schönheit der schwedischen Landschaft zu denken. Eher geht es hierbei um die perfekte Anpassung an den internationalen Mainstream, durch die Schweden sich als modernes Land und als Trendsetter in Sachen Pop-Musik präsentieren kann. Nur so bringt die Musikförderung dem Staat und der Musikindustrie das ein, was sie sich – neben Exporteinnahmen – davon versprechen: musikalische Imagepflege.

Die Folge ist, dass angehende Musik-Profis, die in Schweden auf eine internationale Karriere hoffen, weit weniger experimentierfreudig sind als etwa ihre KollegInnen in Finnland. Während dort verschiedene Musikstile miteinander verknüpft und aus den Crossover-Effekten neue musikalische Ausdrucksmöglichkeiten gewonnen werden, wird in Schweden häufiger musikalische Konfektionsware produziert – gut gemacht, aber eben an die Hörgewohnheiten des internationalen Publikums angepasst und deshalb weniger originell. Denn die Orientierung am internationalen Markt hat einen ähnlichen Effekt wie das Programm einer Volkspartei, deren Positionen sich, indem sie es allen recht machen will, im Ungefähren verlieren.

Dies gilt auch für den Bereich der Texte. Auch hier sind eher Allerweltsthemen gefragt als komplexere Sprach- und Gedankenspiele. Bevorzugt werden Texte, die sich affirmativ zur herrschenden Kultur verhalten. Aussagen, die über die allgemein gehaltene Kritik an Gewalt, Armut und Intoleranz hinausgehen, sind wenig erfolgversprechend.

Beschränkungen ergeben sich zudem noch durch einen anderen Aspekt. Denn die Ausrichtung auf den internationalen Markt hat natürlich zur Folge, dass auf Englisch gesungen wird. Auch dies begünstigt eine Songwriter-Praxis, die sich bei den Textbausteinen der globalen Pop-Musik bedient und diese entsprechend der jeweils produzierten musikalischen Stimmung neu zusammensetzt.

Schwedische Musik und Musik aus Schweden

Schweden ist mittlerweile ein so bedeutender Player in der internationalen Pop-Szene, dass es eher unwahrscheinlich ist, nicht auf irgendein schwedisches Produkt zu stoßen, wenn man sich in der Szene umhört. Ebenso unwahrscheinlich ist es jedoch, dass man dabei auf Musik stößt, die nicht nur aus Schweden stammt, sondern sich auch als originär schwedisch charakterisieren lässt. Schließlich müssen schwedische MusikerInnen, die konsequent ihren eigenen Weg gehen oder sich auch nur dem Trend zur Verwendung der englischen Sprache verweigern, ihren Eigensinn nicht selten mit einem Verzicht auf eine internationale Karriere bezahlen.

Das bekannteste Beispiel einer populären Band, die ihre Songs überwiegend auf Schwedisch gesungen hat, ist Kent. Die von 1990 bis 2016 bestehende Gruppe erfreute sich in Schweden allerdings so großer Beliebtheit, dass sie trotz des Festhaltens am eigenen Idiom auch im Ausland erfolgreich war.

Die 2007 gegründete Band Hästpojken, die für ihre Songs ebenfalls die schwedische Sprache vorzieht, ist dagegen stärker auf den schwedischen Markt beschränkt. Interessanterweise brachte ihr jedoch gerade die Entscheidung, auf Schwedisch zu singen, den nationalen Durchbruch – was zeigt, dass es auch in Schweden durchaus einen Bedarf nach Rock- und Pop-Musik in der Muttersprache gibt (4).

Deutlich häufiger wird allerdings im Bereich der Singer-Songwriter auf Schwedisch gesungen. Der Grund dafür ist wohl vor allem, dass in diesem Genre die Texte eine größere Rolle spielen. Insbesondere komplexere Themen lassen sich für manche offenbar leichter in der Muttersprache behandeln. Auch sind hier der Bezug zur eigenen Kultur und Gesellschaft wichtiger, was ebenfalls die Verwendung der eigenen Sprache nahe legt.

Einer der bedeutendsten schwedischen Singer-Songwriter ist Mikael Wiehe. Der 1946 geborene Musiker hat mit zahlreichen Songs sein politisches Engagement zum Ausdruck gebracht. So hat er sich 1985 mit dem Lied Soweto an dem Protest schwedischer Künstler gegen das südafrikanische Apartheid-Regime (Svensk Rock mot Apartheid) beteiligt. Er ist außerdem öffentlich gegen das amerikanische Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba aufgetreten und engagiert sich in der Stiftung Artister mot nazister (Künstler gegen Nazis), die er seit 2001 leitet.

Daneben hat Wiehe jedoch auch einige eher philosophische Lieder geschrieben, die allgemein um grundlegende Fragen der menschlichen Existenz kreisen. Das vielleicht bekannteste Beispiel dafür ist das Lied Flickan och kråkan („Das Mädchen und die Krähe“), zu dem Wiehe durch ein Werk des schwedischen Malers Oscar Cleve inspiriert wurde. Im Bild eines Mädchens, das einer schwer verwundeten Krähe das Leben zu retten versucht, thematisiert Wiehe hier die grundsätzliche Vergeblichkeit des menschlichen Strebens nach letztgültigen Antworten und nach einer Hoffnung, die das Leben überdauert – und unterstreicht zugleich die Alternativlosigkeit dieses Strebens.

Der vielleicht populärste Singer-Songwriter, der ausschließlich auf Schwedisch singt, ist Lars Winnerbäck. Seine Alben erreichen regelmäßig Top-Platzierungen in den schwedischen Album-Charts, seine Konzerte sind gefeierte Events (5). Zwar geht die Nutzung des eigenen Idioms auch bei Winnerbäck nicht notwendigerweise mit einem Bezug der Texte zur heimischen Kultur und Gesellschaft einher. Allerdings weisen diese häufiger einen größeren Komplexitätsgrad auf und sind auch länger als in den typischen Pop-Songs.

Mitunter sind Winnerbäcks Texte durchaus von literarischer Qualität, wie etwa in dem Song Hon kommer från främmande vidder („Sie kommt aus fernen Landen“). Winnerbäck knüpft darin an die Tradition der mythischen Frauengestalten an, die sowohl von Dichter-Sängern wie Leonard Cohen (Suzanne) als auch von Rock-Musikern wie den Rolling Stones (Ruby Tuesday) immer wieder beschworen worden sind. Dies zeigt, dass das Singen in der Muttersprache keineswegs mit Provinzialismus einhergehen muss.

Sagen und Gesang

Ein weiterer Bereich, in dem häufiger das heimische Idiom Verwendung findet, ist die Folk-Musik. Allerdings gibt es hier auch einen spezifisch nordischen Internationalismus, der mit der Art der behandelten Themen zusammenhängt. Häufig geht es dabei um altnordische Mythen und Sagen, zu denen die nordischen Sprachen besser passen als das Englische, das Idiom der modernen, globalisierten Welt.

Hinzu kommt, dass das Englische – als Sprache der Finanzwelt, der internationalen Diplomatie und der Digitalisierung – auch die Sprache einer säkularisierten Welt ist. Auch deshalb passt es nicht zu Liedern, in denen es von Göttern, Trollen und Elfen wimmelt. Ausländische Hörer, die gerne in diese Phantasiewelten abtauchen, erwarten bei den entsprechenden Liedern ebenfalls die Verwendung einer Sprache, deren Benutzung man sich auch bei den besungenen Personen und Phantasiewesen vorstellen kann.

Besonders erfolgreich ist mit diesem Konzept die Band Garmarna. Ihr Videoclip zu dem Lied Herr Mannelig – in dem ein junger Mann aus Treue zu seinem christlichen Glauben allen Lockangeboten einer Troll-Frau widersteht – bringt es im Netz auf über 13 Millionen Klicks.

„Nordisches Idiom“ muss allerdings nicht unbedingt „Schwedisch“ bedeuten. Vor allem wenn alte Volkssagen oder -lieder neu interpretiert werden, wird häufig auf das Ursprungsidiom zurückgegriffen. Dies kann dann auch eine andere nordische Sprache sein. Dieser skandinavische Internationalismus gilt ebenso für SängerInnen aus den Nachbarländern und betrifft auch andere nordische Liedtraditionen.

So tragen etwa sowohl die norwegische Band Gåte (um die Sängerin Gunnhild Sundli) als auch die dänische Musikerin Amalie Bruun (mit ihrem Musikprojekt Myrkur) das ursprünglich von dem legendären schwedischen Dichter und Komponisten Evert Taube gesungene Lied Byssan Lull im schwedischen Original vor (6). Zudem treten im Folk- und Volksliedbereich auch immer wieder länderübergreifende Musikgruppen in Erscheinung, wie beispielsweise die Band Hedningarna, deren Mitglieder aus Schweden und aus Finnland kommen.

Wie die Pop-Musik weist auch die nordische Folk-Szene eine Reihe von Versatzstücken auf, die immer wieder neu in den Liedern kombiniert werden und letztlich den Wiedererkennungswert dieser Art von Musik ausmachen. Rein musikalisch handelt es sich dabei um die Verwendung volkstümlicher Instrumente und Klangmuster. Diese werden freilich auch gerne mit neueren musikalischen Ausdrucks- und Bearbeitungsformen verknüpft, um modernen Hörgewohnheiten entgegenzukommen. Auf der Ebene der Texte taucht man in die nordische Götter- und Heldenmythologie ein, bereichert um phantastische Elemente à la Tolkien.

Letzteres gilt auch für Forndom, ein Musikprojekt von H.L.H. Swärd. Allerdings werden die Saga-Texte hier mit einer Musik im Ambient-Stil verknüpft, also einem elektronisch erzeugten Klangteppich aus sphärischen, ineinander überfließenden Melodien. Die in den Texten beschworenen mythologischen Bilder erhalten dadurch teilweise etwas Traumartiges, wodurch sie eine unmittelbarere Wirkung entfalten.

In dem Song Flykt (Die Flucht) wird diese Stimmung auch von dem dazugehörigen Videoclip aufgegriffen. Dieser ist in Schwarz-Weiß gehalten und arbeitet mit langsam ineinander verschwimmenden Überblendungen. Der Schluss des Films stellt durch ein Tolkien-Zitat zudem einen aktuellen Bezug zu dem apokalyptischen Text her. Es lautet: „The old world will burn in the fires of industry … Forests will fall … A new order will rise.“

Links und Nachweise

(1) Vgl. Imken, Heike: Der Erfolg des schwedischen Musikexportes. Eine vergleichende Studie zum Export und zur Geschichte der populären Musik Schwedens und Deutschlands. Diss. Münster 2014; hier S. 218 – 225: Gründe für den Erfolg: Musikausbildung.

(2) Vgl. ebd., S. 233 – 246: Gründe für den Erfolg: Staatliche Subventionen / Musikförderung.

(3) Vgl. ebd., S. 201 – 213 (Statistiken zum schwedischen Musikexport) und S. 213 – 217 (Die Vielfalt des schwedischen Musikexportes und sein Stellenwert in Schweden).

(4) Infos zur Band: Hellinghausen, Sina: Hästpojken: Musik auf Schwedisch; schwedenstube.de, 14. Februar 2013.

(5) Ein schönes Beispiel für die Stimmung auf Konzerten von Lars Winnerbäck ist der Mitschnitt des Songs Elegi bei seinem Auftritt in Bråvalla 2015.

(6) Myrkur: Byssan Lull (Live-Aufnahme); Liedtext mit englischer Übersetzung, Erläuterungen zum Lied und Link zur Version von Gåte auf lyricstranslate.com. Die ursprüngliche Fassung des Liedes von Evert Taube stammt aus dem Jahr 1919.

Songs mit Übersetzungen

Hästpojken: Jag e jag

aus: Från där jag ropar (2009)

Liedtext

Sinngemäße Übertragung:

Ich und mein Leben (wörtlich: Ich bin ich)

Kannst du mir ein Lied singen, das das Leben noch einmal neu macht?
Ein Lied, das alles Schöne meiner Kindheit noch einmal auferstehen lässt?
Mit manchem, was hinter mir liegt, habe ich meinen Frieden gemacht,
aber manches hinterlässt auch ein Gefühl von Bitternis.

Ich weiß, ich habe nur dieses eine Leben,
und ich sollte zufrieden sein mit dem, was ich habe.
Aber sobald das Leben beginnt, senken seine Wolken sich herab,
um dich zu ersticken.

Hast du je daran gedacht, dass genau hier dein Weg enden könnte,
nach all den mühsamen Meilen, die du zurückgelegt hast?

Wir treiben uns eine Zeit lang auf der Erde herum
und belügen uns über unsere Gedanken.
Jetzt umarmst du mich noch,
aber schon heute Nacht beginnt das Ränkeschmieden.

Ich weiß, ich habe nur dieses eine Leben …

Wir gehen eine Zeit lang …

Mikael Wiehe: Flickan och kråkan

aus: Kråksånger (1981)

Live-Aufnahme aus dem Jahr 1981:

Liedtext mit Übersetzungen in mehrere Sprachen

Freie Übertragung:

Das Mädchen und die Krähe

An einem Tag wie so vielen anderen zuvor
saß ich da und las in der Zeitung.
Und ich träumte von all den vergangenen Träumen,
die einer nach dem anderen zerplatzt waren.

Da fiel mein Blick auf das Foto eines Mädchens,
eines Mädchens mit einer verwundeten Krähe im Arm.
Sie lief, so schnell sie konnte,
mitten durch das Dickicht eines Waldes.

Sie läuft mit ihren flatternden Locken,
sie läuft auf ihren dürren Beinchen.
Und sie fleht und sie bittet, sie hofft und sie glaubt,
dass es nicht schon zu spät ist für alles.

So klein ist das Mädchen, so blond ist sein Haar,
und eine flackernde Glut überzieht seine Wangen.
Schwer ist die Krähe und schwarz wie ein versteinertes Skelett.
Gleich wird der Tod seinen Mantel über sie breiten.

Das Mädchen aber rennt um sein Leben,
rennt für das Leben des sterbenden Vogels,
dorthin, wo es Schutz gibt und Wärme,
Gerechtigkeit und Wahrheit.

Und sie läuft, ein Funkeln in den Augen,
sie läuft auf ihren dürren Beinchen.
Denn sie weiß: Es ist wahr, was ihr Vater gesagt hat:
Solange es Leben gibt, ist es nicht zu spät.

Ein jäher Schreck durchzuckte meine Adern,
ich zitterte vor Angst und Schmerz.
Klar und deutlich stand es mir vor Augen:
Ich war’s, der auf dem Bild zu sehen war.

Meine Hoffnung ist eine verletzte Krähe,
und ich selbst bin ein rennendes Kind.
Ein Kind, das glaubt, dass jemand existiert,
der Hilfe bringt und Antwort weiß.

Und ich laufe mit pochendem Herzen,
ich laufe auf meinen dürren Beinchen.
Und ich bitte und ich flehe, auch wenn ich weiß,
im tiefsten Innern weiß: Es ist schon längst zu spät.

Lars Winnerbäck: Hon kommer från främmande vidder

aus: Vatten under broarna (2004)

Liedtext mit englischer Übersetzung und Link zu schönem Akustik-Cover von Petter Zingmark

Freie Übertragung:

Sie kommt aus fernen Landen

Sie kommt aus fernen Landen,
wo die Zeit aufgehört hat zu vergehen.
Die Morgensonne versinkt dort im Meer,
die Abendsonne erhebt sich aus den Wellen.
Sie bringt dich dazu, das zu versprechen,
was du strikt zu meiden versprochen hast.
Sie ist überall dort,
wo du Zuflucht suchst.

Sie kommt aus fernen Landen,
wo das Meer das Land ist und das Land das Meer.
Die Winde plätschern dort,
die Flüsse wehen,
und die Elster schenkt, anstatt zu stehlen.

Sie geht mit dir durchs Feuer,
auch wenn sie zart ist und zerbrechlich.
Sie kommt zu dir aus fernen Landen
und lebt mit dir in einem Traum.

Sie wendet sich ab von dir
und badet in der Sonne deiner Siege.
Die Kraft, die du für deine hieltest,
kommt allein von ihr.
Doch wenn die Stille stöhnend
ihre Finger um deine Kehle legt
und der Frost dich glitzernd blendet,
dann steht sie vor deiner Tür.

Und sie kommt aus fernen Landen,
wo der Sturm still ist und die Stille ein Sturm,
wo das Schwarze weiß ist und das Weiße schwarz,
wo Mein und Dein ineinander verschwimmen
und das Klare seine Konturen verliert.

Sie verwandelt den Nebel in Silber,
aus Salz macht sie Honig.
Sie kommt aus fernen Landen,
wo Nichts zu Allem werden kann.

Sie kommt aus fernen Landen,
wo die Stärksten am schnellsten vom Wege abkommen.
Sie wandert auf krummen Wegen,
die sie selbst erschaffen hat.
Gesetze und Regeln erreichen sie nicht.
Ob Sommer oder Winter,
sie lächelt dich an,
kurz bevor die Sonne aufgeht.

Sie kommt aus fernen Landen,
wo die Armen in Gold baden.
Die Antwort ist dort eine Frage,
der Funke eine Flamme,
und Tugend ist ein anderes Wort für Schuld.

Du möchtest sie mit zu dir nach Hause nehmen
und ihr deine Welt zu Füßen legen –
aber sie kommt aus fernen Landen:
Du kannst dich auf den Weg dorthin machen,
doch wirst du nie dein Ziel erreichen.

Forndom: Flykt

aus: Flykt (2015)

Freie Übertragung:

Die Flucht

Ich erinnere mich der verflossenen Tage,
als das Leben alles war, was existierte.
Keine jammervollen Schlachten,
nichts als der Tanz des Elfenkönigs.

Jetzt aber gibt es keine Heilung mehr
für die tödlichen Qualen derer, die mir nahe sind.
Mein Schrei aus tiefster Not –
die Schicksalsgöttinnen erreicht er nicht.

Alles steht in Flammen,
alles entschwindet,
verloren ist mein Königreich,
kein Pfad der Hoffnung mehr, kein Ausweg.
Nichts ist geblieben an diesem Ort.

Diese schwarze Seuche,
die Pest des Hasses –
kein Zauber kann sie überwinden.
Werde ich ihr nächstes Opfer sein?

So werd‘ ich nun die Flucht ergreifen
und ziellos durch die Lande schweifen.
Doch eines Tages werd‘ ich wiederkehren:
Ein neuer Tag wird dämmern, irgendwann.

Alles steht in Flammen,
alles entschwindet,
verloren ist mein Königreich,
kein Pfad der Hoffnung mehr, kein Ausweg.
Nichts ist geblieben an diesem Ort.

Bild: GLady: Stockhom (pixabay)

 

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