Exklusive Inklusivität

Zur Kritik am gesprochenen Gender-Sternchen

Das gesprochene Gender-Sternchen soll das Ideal der Geschlechtergerechtigkeit sprachlich verankern. Ob dieses Ideal dadurch auch in der sozialen Realität befördert wird, ist allerdings fraglich.

Gendergerechte Sprache

Gender-Widersprüche

Gender-Gedenksekunde für Wikinger*innen?

Sprachlich integriert, sozial marginalisiert

Exklusive Wirkung des Gender-Sternchens

Von der sprachlichen Sensibilität zur sprachlichen Verzweiflung

Fazit

Nachweise

Gendergerechte Sprache

Kein Politiker – und erst recht keine Politikerin – würde es heute mehr wagen, von „dem Wähler“ zu sprechen. Jede Ansprache an das Wahlvolk richtet sich ganz selbstverständlich an die hochgeschätzten „Wählerinnen und Wähler“. „Der Wähler“ ist fast schon eine ähnlich fossile Ausdrucksform wie „der Neger“.
In letzter Zeit nehmen besonders geschlechtersensible Menschen einen Anlauf, die nächste Stufe der political correctness zu erklimmen: Sie integrieren das Gender-Sternchen in die gesprochene Sprache, indem sie zwischen männlicher Form und weiblichem Suffix eine kurze Atempause einlegen. Aus den verehrten Wählerinnen und Wählern werden so die Wähler…innen. Ziel ist es, damit auch jenen Menschen sprachlich gerecht zu werden, die sich keinem der beiden Geschlechter zuordnen.
Die erneute Aufwallung von gendergerechter Sprachkritik weist einige sehr weitreichende Implikationen auf. Diese gehen deutlich über den emanzipatorischen Verweis auf die Existenz des weiblichen Teils der Bevölkerung hinaus, wie er durch den Gebrauch von männlicher und weiblicher Form intendiert war. Hierzu ein paar Denkanstöße.

Gender-Widersprüche

Die Praxis, neben der männlichen auch die weibliche Form zu verwenden, folgt einem emanzipatorischen Impuls. Es soll verhindert werden, dass durch den ausschließlichen Gebrauch männlicher Bezeichnungen unhinterfragt ein männliches Weltbild und eine männliche Dominanz in der Gesellschaft sprachlich unterstützt werden.
Mit dem gesprochenen Gender-Sternchen erhalten wir nun allerdings eine andere Akzentuierung. Hierdurch wird der Gender-Gedanke sozusagen sprachlich festgeschrieben. Im Vordergrund steht nicht mehr die Emanzipation, sondern die Infragestellung der Geschlechterpolarität, also einer Aufteilung der Menschen auf zwei Geschlechterpole, denen jeweils auch bestimmte soziale Eigenschaftsbündel zugeschrieben werden können.
Damit treten mit dem Gender-Sternchen auch wieder die für die Gender-Diskussion allgemein charakteristischen Widersprüche in den Vordergrund. So dient der Gender-Diskurs Frauen einerseits dazu, fundamentale Unterschiede auf der Ebene von Verhalten und Gefühlen, die in der Vergangenheit aus dem Geschlecht abgleitet worden sind, in Abrede zu stellen. Andererseits wird jedoch bei der Forderung nach Quoten-Regelungen Gleichberechtigung explizit unter Verweis auf das biologische Geschlecht eingefordert.
Im einen Fall wird die Bedeutung des biologischen Geschlechts also heruntergespielt, im anderen Fall dezidiert betont. Dies führt zu Widersprüchen in der Argumentation, die auch und gerade für Frauen recht unangenehme Auswirkungen haben können. So bedeutet Geschlechtergerechtigkeit etwa in der Medizin gerade, dass die unterschiedlichen biologischen Voraussetzungen von Männern und Frauen stärker berücksichtigt werden. Viele Krankheiten – wie beispielsweise Herzinfarkte – äußern sich bei Frauen ganz anders als bei Männern (1). Die Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern kleinzureden, kann hier also lebensbedrohliche Konsequenzen haben. Denn dies führt in diesem Fall nicht selten dazu, dass die implizite Orientierung am männlichen Körper beibehalten wird.
Auch bei der Forderung nach Quotenregelungen ist es nicht unbedingt hilfreich, Geschlechtsunterschiede herunterzuspielen. So haben mehrere Studien ergeben, dass Frauen in der Summe bessere Führungskräfte sind als Männer, da sie tendenziell einen stärker kooperativen Führungsstil pflegen (2). Die Betonung spezifisch „weiblicher“ Qualitäten kann hier also eine Trumpfkarte sein, mit der sich vollständige Emanzipation besser einlösen lässt. Und nicht nur das: Indem betont wird, dass Männer in diesem Bereich von Frauen lernen können, lassen sich mit der Emanzipation auch patriarchalische Verhaltens- und Herrschaftsmuster überwinden, die für den sozialen Zusammenhalt allgemein dysfunktional sind.

Gender-Gedenksekunde für Wikinger*innen?

Nun könnten die Befürworter*innen einer gendergerechten Sprache an dieser Stelle einwenden: Was willst du eigentlich? Das Gender-Sternchen ist doch super inklusiv! Es umfasst doch alle Spielarten geschlechtlicher Existenzen, ebnet die Unterschiede also gerade nicht ein!
Von der Intention her mag das stimmen. Allerdings muss hier wohl zwischen Absichts- und Wirkungsebene unterschieden werden. Sprache hat ihre eigene Dynamik. Was Worte aussagen, deckt sich nicht immer mit dem, was die Sprechenden mit ihnen ausdrücken wollen.
Die Wirkung des gesprochenen Gender-Sternchens besteht nun aber darin, dass bei jeder geschlechtsbezogenen Bezeichnung quasi eine Gedenksekunde eingelegt wird für Menschen, die der Geschlechterpolarität kritisch gegenüberstehen oder sich selbst zwischen den beiden Geschlechtern einordnen. Dadurch wird auch bei Themen, die einen ganz anderen Schwerpunkt aufweisen, der Fokus auf Geschlechtersensibilität gelegt. Dies ist etwa der Fall, wenn bei einem Bericht über Wilderei in Botswana von Wilder…innen geredet wird.
Wird auf diese Weise über historische Ereignisse geredet, so wird tendenziell sogar der Blick auf die Vergangenheit verfälscht. Denn wenn wir von Wikinger…innen und Hunn…innen sprechen, stülpen wir unseren heutigen Blick auf die Geschlechter unversehens einer fremden, ganz anders strukturierten Welt über.

Sprachlich integriert, sozial marginalisiert

Das gesprochene Gender-Sternchen soll Inklusion sprachlich einlösen. Dies wirft zwei grundsätzliche Fragen auf. Die erste ist: Ist die Sprache damit nicht überfordert? Lassen sich über die Sprache überhaupt gesellschaftliche Veränderungsprozesse anstoßen? Kann mit ihr wenigstens ein allmählicher Bewusstseinswandel bewirkt werden?
Ein Blick auf die Vergangenheit stimmt hier eher skeptisch. So wurde aus dem „Neger“ erst der „Schwarze“ und dann der „dunkelhäutige Mitbürger“, ehe er sich – zumindest in den USA – in einen „Angehörigen der afroamerikanischen Minderheit“ verwandelt hat. Die Diskriminierungen, denen sich Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe ausgesetzt sehen, haben dadurch jedoch keineswegs abgenommen. Sonst bräuchten wir ja keine Black-lives-matter-Bewegung, und wir hätten auch keine Diskussionen über rassistisch motivierte Polizeigewalt.
Entscheidend ist also nicht die Wortwahl, sondern die Konnotation, die diese durch den Alltagsgebrauch erhält. Die Bezeichnung „Afroamerikaner“ kann in ebenso pejorativer Weise verwendet werden wie der Begriff „Neger“. Und überhaupt: Klingt „Afroamerikaner“ nicht fast schon wie „Afri Cola“? Suggeriert der Begriff nicht eine wie auch immer geartete Verbindung in den USA geborener und sozialisierter Menschen mit einem fremden Kontinent? Ist der Begriff also nicht im Kern exklusiv? Enthält er nicht eine unterschwellige Assoziation mit einem Dasein als Sklave, so dass er implizit die sozial unterprivilegierte Stellung der betreffenden Menschen festschreibt?
Wie man sieht, lässt sich jeder Begriff mit dem nötigen haarspalterischen Interpretationswillen in ein potenziell diskriminierendes Unwort verwandeln. Solange wir die Begriffe neutral gebrauchen, sind sie auch nicht toxisch. Sobald wir jedoch anfangen, sie mit ihrem diskriminierenden Potenzial zu assoziieren, entfaltet dieses auch die entsprechende Wirkung. Nicht auf die Sprache, sondern auf den Sprachgebrauch kommt es an, auf das, was wir mit den jeweiligen Begriffen verbinden.

Exklusive Wirkung des Gender-Sternchens

Die zweite fundamentale Frage, die sich aus dem Anspruch einer inklusiven Sprache ergibt, ist: Warum bezieht sich Inklusion dabei eigentlich immer nur auf das Geschlecht? Ist es nicht ebenso wichtig, auch in Bezug auf andere Aspekte der Persönlichkeit auf eine inklusive Ausrichtung der Sprache zu achten? Müssten wir also – statt von Student…innen – nicht korrekterweise von Student…innen verschiedener religiöser, politischer und sexueller Orientierung, körperlicher Konstitution, unterschiedlicher Herkunft sowie verschiedener Hautfarbe sprechen?
Im Grunde wäre aber selbst dies politisch inkorrekt, da das Gender-Sternchen ja gerade den Anspruch erhebt, alle Geschlechterformen sprachlich zum Ausdruck zu bringen. Vollständige sprachliche Gerechtigkeit ließe sich folglich nur dann einlösen, wenn wir alle möglichen religiösen Orientierungen, politischen Überzeugungen, sexuellen Orientierungen, Behinderungen, Herkunftsmöglichkeiten und Hautfarben jeweils explizit benennen würden. Wäre es da nicht vielleicht doch einfacher, schlicht von „Studierenden“ zu sprechen, weil das substantivierte Partizip Präsens ganz zwanglos eine inklusive, alle Gruppen einschließende Wirkung entfaltet?
Ungewollt entfaltet das gesprochene Gender-Sternchen so letztlich eine exklusive Wirkung. Es hebt eine gesellschaftliche Gruppe gegenüber anderen hervor, indem es für sie ein sprachliches Mahnmal schafft. Dies schwächt zugleich den Inklusionsgedanken, da der Anspruch einer gleichberechtigten Teilhabe aller Menschen an der Gesellschaft einseitig auf den Aspekt der geschlechtlichen Identität bezogen wird.

Von der sprachlichen Sensibilität zur sprachlichen Verzweiflung

Schon der Anspruch, durchgehend männliche und weibliche Formen zu verwenden, hielt für gewissenhafte Sprachakrobat*innen manche Fallstricke bereit. Einige konnten sich da im Eifer des Gefechts schon mal an die „lieben Mitgliederinnen und Mitglieder“ wenden – was dann zu dem naheliegenden Kalauer führte, logischerweise müsste es „liebe Mit und Ohne Glieder“ heißen.
Der ernste Kern des Kalauers: Es gibt nun einmal Bezeichnungen, die maskulin wirken, aber dennoch neutral sind (weiteres Beispiel: Schulträger). Wer hier den Keim der Sprachskepsis sät, landet schnell bei einem allgemeinen Zweifel an der Eigenart (nicht nur) der deutschen Sprache, Substantive mit Artikeln zu versehen. In der Tat erhält das Weltbild ja eine andere Akzentuierung, wenn es nicht, wie im Deutschen, „die“ Sonne und „der“ Mond, sondern, wie etwa im Französischen, „le“ soleil und „la“ lune heißt, männlicher und weiblicher Artikel also genau andersherum verteilt sind.
Am schmerzlichsten muss es für diejenigen, die an ihrer Sprache zu zweifeln beginnen, wohl sein, dass wir immer noch von „dem“ Menschen reden. Bei jenen, die die Implikationen dieser sprachlichen Praxis zu Ende denken, wird aus Zweifel Verzweiflung werden. Denn ist hier in dem Artikel nicht geradezu die biblische Mythologie eingefroren? Trägt, wer „der“ Mensch sagt, damit nicht ungewollt zur Verbreitung des Adamsmythos bei, der biblischen Bevorzugung des Mannes, aus dessen Rippe erst die Frau hervorgegangen ist, sozusagen als göttliche Nachgeburt?
Das Problem ist: Die Sprache lässt sich nun einmal nicht am Reißbrett neu entwerfen. Sie ist ein Spiegelbild einer Jahrhunderte währenden geistigen Entwicklung, von ganz bestimmten Wirklichkeitsbildern und sozialen Verhältnissen. Dies bedeutet nicht, dass die tradierten Bedeutungen der Worte in Stein gemeißelt sein müssen. Einzelne Bedeutungen können sich abschleifen oder im Lauf der Zeit ganz verblassen, während die Alltagspraxis die Worte in anderen Fällen nach und nach mit neuen Bedeutungen füllt.
Hierbei handelt es sich jedoch um einen langwierigen, nie ganz plan- oder vorhersehbaren Prozess. Wird der sprachliche Wandel stattdessen dekretiert, so besteht die Gefahr, dass es sich dabei um etwas Äußerliches handelt, das sich nicht mit unseren wahren Empfindungen und Gedanken deckt. Dies kann dazu führen, dass sprachliche Veränderungen sogar das Gegenteil dessen bewirken, was mit ihnen bezweckt wird, indem die angestrebte soziale Veränderung nur sprachlich vorgetäuscht wird, anstatt wirklich in Gang gesetzt zu werden.
So sollten wir aufpassen, dass wir uns und unsere Sprache nicht überfordern. Sprachliche Sensibilität ist wichtig und hilfreich, um sich der in den Begriffen eingeschlossenen Geschichte unseres Geistes und seiner Entwicklungswege bewusst zu werden. Wer es damit jedoch übertreibt, bekommt am Ende keinen Ton mehr heraus, weil er den Eindruck gewinnt, die Realität mit jedem Wort zu verfälschen oder ein Verbrechen an der mit keinem Begriff einzufangenden Daseinsfülle jedes einzelnen Menschen zu begehen.

Fazit

Folgende Punkte scheinen mir zum Abschluss besonders betonenswert:

  1. Soziale Veränderungen lassen sich nicht sprachlich antizipieren oder gar „herbeireden“. Beide Formen des Wandels müssen sich vielmehr organisch aus- und miteinander entwickeln.
  2. Die Sprache gehört uns allen. Eingriffe in sie sind deshalb keine Angelegenheit für Redaktionsstuben oder die Hinterzimmer einzelner Verbände und Parteien. Vielmehr muss es hierfür einen breiten gesellschaftlichen Diskurs und Konsens geben.
  3. Auf Inklusion abzielende sprachliche Projekte führen sich selbst ad absurdum, wenn sie exklusive Implikationen aufweisen. Wer einer umfassenden Geschlechtergerechtigkeit das Wort redet, sollte anderen daher grundsätzlich mit einem gewissen Vertrauensvorschuss begegnen. Ein humaner Umgang miteinander ist auch dann denkbar, wenn einzelne Formulierungen nicht den strengen Anforderungen des Gender-Katechismus gerecht werden.

Nachweise

  1. Vgl. Schriber, Heidi: Geschlecht und Medizin. In: Managed Care 4 (2005), S. 39 f.: Buchbesprechung (PDF; Rezension zu: Rieder, Anita / Lohff, Brigitte Lohff (Hg.): Gender Medizin. Geschlechtsspezifische Aspekte für die klinische Praxis. Wien 2004: Springer); speziell zu den unterschiedlichen Symptomen bei Herzinfarkten vgl. Wolfrum, Christine: Herzinfarkt: Was bei Frauen anders ist. Apotheken-Umschau, 22. März 2018.
  2. Vgl. u.a. Martinsen, Øyvind Lund: Personality for Leadership. Norwegian Business School, 20. März 2014. Frauen schnitten in der Studie in vier von fünf Kategorien zur Messung der Effektivität von Führungskräften besser ab als Männer. Dass ein höherer Frauenanteil im höheren Management damit auch für Unternehmen profitabel ist, wurde in einer anderen, global angelegten Studie belegt: vgl. Noland, Marcus / Moran, Tyler / Kotschwar, Barbara: Is Gender Diversity Profitable? Evidence from a Global Survey (PDF). Peterson Institute for International Economics, Working Paper Series, WP 16-3, Februar 2016.

Bild: Ryan McGuire. Queer, Maske (Pixabay)

14 Kommentare

  1. Ich benutze das Gendersternchen schriftlich und finde, es ist sinnvoll. Der Abschnitt „ Exklusive Wirkung …“ hat mich dann doch nachdenklich gemacht. Tatsächlich zeigen so manche genderbewusste Zeitgenoss*innen durchaus exklusive Tendenzen, wenn es um Menschen geht, die ihren „aufgeklärten“ urbanen Habitus nicht teilen. Wie tolerant sind sie denn wirklich gegenüber einem arbeitslosen, konservativen Kleinbürger aus einer sächsischen Datschensiedlung?? Wie wichtig ist ihnen die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung und die Bekämpfung von Bildungsarmut tatsächlich? Würden sie dafür auf Privilegien verzichten? Toleranz gegenüber akademischen Queer-Menschen aus Berlin mit weltoffenen Umgangsformen … wo ist das Verdienst oder die Anti-Diskriminierung? Gehört ja alles zur eigenen gesellschaftlichen Blase.

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    1. Es ist tatsächlich so, dass ich schon gefragt wurde, warum ich manche Machos oder White supremacists nicht aus meiner Facebook-Liste werfe. Ich begründe es mit leben und leben lassen. Wie tolerant muss ich Intoleranten Menschen gegenüber sein? Wieviel ehrliches Interesse kann ich zeigen, ohne meine eigenen Ideale zu verraten?

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  2. Ganz im Gegenteil: Die „am Reißbrett“ entworfenen Sprachveränderungen können zum Mittel der sozialen Distinktion (Bourdieu) werden. Durch die „Gedenksekunde“ zeige ich, dass ich zur gebildeten, bewussten, besseren Akademiker*innenschicht gehöre. Alle, die nicht bereit sind, diese Pause einzulegen, sind dümmer, unwissend -vielleicht gar gesellschaftlich zurückgeblieben. Das sind solche ungebildeten Menschen, die immer noch Nudeln statt Pasta essen und noch nie was von Fleur de sel gehört haben … 😉

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    1. Sehe ich anders. Menschen, die kein Gendersternchen benutzen, benutzen es nicht. Das ist erstmal alles, was ich über sie weiß. Warum sie so sprechen, weiß ich nicht und erlaube mir kein Urteil. Ich spreche übrigens – wie wohl wir alle – Tee neu Umfeld unterschiedlich. Mit meiner Oma spreche ich eher Platt. Mit dem Rest der Welt nicht.

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  3. Ich denke der Genderstern ist ein sprachlicher Versuch, eine geschlechtsneutrale Sprache zu entwickeln. Ob er sich durchsetzen wird, wird die Evolution der Sprache zeigen. Wie auch immer sprachlich darauf aufmerksam gemacht wird, verändert jedoch das Bewusstsein der Menschen. Wenn ich bspw. vom Polizisten spreche, entsteht in meinem Kopf das Bild eines männlichen Polizisten und ich komme gar nicht auf die Idee, dass es auch Polizistinnen gibt. Genau anders herum verhält es sich mit dem Begriff „Krankenschwester“.
    In der mündlichen Sprache wirkt der Genderstern gekünstelt. Aber vielleicht erfüllt er gerade deshalb seinen Zweck hin zu einer gerechteren Sprache und am Ende zu einer gerechten Wirklichkeit.
    Die Widersprüche, die dadurch entstehen, wie z.T. sehr korrekt aufgedeckt, sind der Preis der zu zahlen ist. Aber vielleicht können auch diese in der Evolution der Sprache aufgehoben werden. Viel ist jedenfalls schon gewonnen, weil die Debatte geführt wird und der Diskurs aus dem Elfenbeinturm und den Seminaren über Judith Butler herausgeholt wurde.

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  4. Ich finde es etwas beunruhigend, dass erst die Form des Gendersternchens oder andere Formen des Genderns, z.B. Lehrer:innen, PolizistInnenso das Problem der gendergerechten Sprache mit sich bringt. Aber trotzdem finde ich, dass diese Form, das Gendern in der Sprache anzuwenden, schriftlich sowohl wie mündlich, uns alle zusammenbringt und finde es gut, dass nun viele darüber diskutieren und in einen Austausch kommen, nicht nur die Frauen, die sich beschweren. Es mag keine einstimmige Meinung geben- das wird sie auch nie-aber ich empfinde es trotzdem als ein positives Zeichen zu sehen, dass die Menschen durch so etwas wieder verbunden werden können. Ich selber benutze das Gendersternchen sowohl gesprochen als auch geschrieben und sehe nun auch, dass viele Personen in meinem Umfeld dies ebenso machen. Es mag noch ein langer Weg sein, um wirklich auch Geschlechtergerechtigkeit in anderen Bereichen zu bekommen, aber zumindest wird sich etwas durch die angeregten Diskussionen, die zurzeit stattfinden, bewirken. Und das sehe ich als ein positives Zeichen, das Veränderung auch noch möglich ist.

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    1. Es bringt eben „nicht alle zusammen“, da es das Lesen und Aufnehmen von Texten für sehbehinderte und blinde Menschen erheblich erschwert wird. Leider werden mit ALLE eben nicht ALLE gemeint, sondern eine urbane Mittelschicht, die das korrekte „Gendern“ auch als Mittel sozialer Distinktion nutzt. Gehen Sie mal in ein wirklich armes Stadtviertel, wo die Leute gegen Ende des Monats im Kalten vor dem leeren Kühlschrank hocken. Das Gendersternchen bringt diese Menschen nicht mit den Bildungsbürgern mit dem Theaterabonnement zusammen. Also wer sind „Wir alle“??????????? https://www.dbsv.org/gendern.html

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  5. Für mich existieren die BEIDEN biologischen Geschlechter und damit basta. Die Winzminderheit von Hermaphroditen braucht keine eigene Ansprache, der Rest, der meint, er wäre eines von 60, 500 oder 10.000 imaginären Geschlechtern, sollte sich zur Ansprache einen Psychotherapeuten suchen und seine Identitätsprobleme nicht auf die Gesellschaft abwälzen. PS: Und so spreche ich Menschen auch an, eben nach dem von mir identifizierten Geschlecht. Eine „Frau“, die aussieht wie ein Kerl und spricht wie einer, aber Rock und Pumps trägt, ist ein Crossdresser oder ein TV, aber niemand mit einem Anrecht auf eine eigene Toilette.

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    1. Das sehe ich trotz meiner Kritik an der Sprachakrobatik anders. Starre Geschlechterstereotype und Zwang zur Zuordnung sollten wir überwinden. Und das geht auch ohne Zungenbrecher.

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